Fiddle about, auch Flirt genannt, gehört zu den vier Konfliktbewältigungsstrategien, auf die ein Lebewesen in realen oder befürchteten Bedrohungs- bzw. stressigen und überfordernden Situationen zurückgreifen kann. Die anderen drei sind: Flight (Entfernung/Flucht), Fight (Vertreibung/Kampf) oder Freeze (Einfrieren). Es existiert noch ein weiteres, das sogenannte Faint, das uns aber im Alltag nicht begegnen dürfte.
Dabei reichen oft schon kleine Ursachen, wie der Konflikt, wenn man sich nicht zwischen verschiedenen Möglichkeiten entscheiden kann oder darf.
Auch unsere Hunde kommen immer wieder in solche Situationen: Sei es der Hund, den eine Begegnungssituation überfordert (egal, ob selbst hergestellt oder durch das Gegenüber). Oder derjenige, der an der Leine nicht die Distanz zum anderen Hund einhalten kann, die er bräuchte.
In diesen Situationen beginnt der Fiddler welpiges, spielähnliches Verhalten zu zeigen. Ähnlich dem Menschen, der versucht eine unangenehme Situation durch Sprüche zu überspielen.
Der Besitzer freut sich in dem Moment, dass sein Hund so gerne mit anderen Hunden spielt und ist dann natürlich zu Recht enttäuscht, dass der andere Hund nicht darauf eingeht oder gar Abwehrverhalten zeigt. Keine Wunder, ähneln sich die zwei Verhalten doch sehr. Schaut man aber genauer hin, erkennt man deutliche Unterschiede, die dir sagen, ist es Spiel oder Fiddle:
FIDDLE ABOUT | IM SPIEL | |
![]() |
![]() | |
Bewegungen | Die Bewegungen sind hektisch und schnell |
Die Bewegungen sind weich und rund |
Bewegungsrichtung | Mehrheitlich nach oben/vorne in Richtung des Gegenübers sowie ausweichend / abwehrend | Mehrheitlich einladende, auffordernde Gesten nach unten/weg vom Gegenüber |
Beteiligte | Meist geht einer immer wieder aktiv auf den anderen zu, während der andere ausweicht oder abwehrt | Alle machen freiwillig mit und jeder kann die Interaktion beenden |
Erregung | Die Erregung ist von Beginn an hoch und es finden kaum Pausen statt |
Die Erregung ist tief und Pausen sorgen dafür, dass es so bleibt |
Mimik | Die Hunde zeigen immer wieder Stressgesichter, die auf uns wie ein Lachen wirken | Die Hunde zeigen Spielgesichter, die gerne mal gefährlich aussehen, wenn die Mäuler weit offen sind |
Körpertonus | Die Muskeln sind angespannt | Die Muskeln sind locker und weich |
Reaktionen | Es sind Abwehr-, Angriffs- und Fluchtverhalten zu erkennen | Die Einladudungen werden mit übertriebenen Handlungen aus div. Funktionskreisen beantwortet |
Signale | Die Hunde zeigen Stresssignale und Calming Signals zu erkennen | Es sind viele Spielsignale zu sehen |
Stoppsignale | Diese und andere Signale des Gegenübers werden missachtet | Es wird Rücksicht auf die Signale des Gegenübers genommen |
Vorderkörpertiefstellung | Ist zu sehen, aber aus Verunsicherung und als schnelle Reaktionsmöglichkeit | Dient mehrheitlich der Spieleinleitung und der Deeskalation im Spiel |
VORDERKÖRPERTIEFSTELLUNG
Sowohl im Spiel, als auch beim Fiddle sind immer wieder Vorderkörpertiefstellungen zu sehen, die sich auf den ersten Blick sehr ähneln.


Hier findest du weitere Beispiele und Informationen zur Vorderkörpertiefstellung
FIDDELNDE HUNDE
Fiddelnde Hunde zeigen eine hohe Bewegungsintensität und können selbst dann ihr Verhalten nicht stoppen, wenn der andere Hund deutliches Unwohlsein oder Abwehrverhalten zeigt. Sehr oft verstärkt dies lediglich ihren inneren Konflikt noch zusätzlich und führt zu noch mehr Erregung aber auch Stress- und Übersprungsverhalten. Auch sind immer häufiger Calmingsignals zu sehen. Und auch zur aktiven Demut kann es in diesen Begegnungen kommen.
Fiddle kann dabei sowohl von Hunden gezeigt werden, die zum anderen Hund hingegangen sind als auch vom Hund, der ungewollt in deine Begegnungssituation gekommen ist.
Das nebenstehende Video zeigt drei unterschiedlichen Begegnungssituationen, bei denen fiddeln zu sehen ist.
Bei Video 1 überspielt der Hund seine Unsicherheit, bei Video 2 ist es eine nettere Variante um Nein zu sagen, bevor es zu Abwehrverhalten kommt und bei Video 3 ist es eine Mischform zwischen Neugier und Distanz wollen.
Erkennst du auch, wie sich das Verhalten und die Signale im Verlaufe der Begegnung verändern? Und welche Rolle die Erregung dabei spielt?
Selbstverständlich kann es auch in einem Spiel zu konfliktträchtigen Situationen kommen, in denen Stress- und Calming Signals zu sehen sind. Dann aber sorgen Pausen sowie Spiel- und deeskalierende Signale dafür, dass sich alle wieder wohl fühlen. Sind diese Signale jedoch häufiger zu sehen, unterbrich das Spiel nett und hilf deinem Hund zur Ruhe und in Entspannung zu kommen bevor er vielleicht weiter spielen kann.
SITUATIONEN IN DENEN EIN HUND FIDDELT
Fiddeln tritt nicht nur in Hundebegegnungen auf sondern auch in vielen anderen Situationen und Begegnungen in denen sich dein Hund unwohl oder überfordert fühlt. Deshalb schau genau hin, wenn dein Hund das nächste Mal in die Leine beisst, an Menschen hochspringt oder über Tisch und Stühle rennt. Denn ganz oft ist dies ein Zeichen, dass er gerade überfordert ist beziehungsweise war.
© 2021 Teamschule – Monika Oberli
Pingback: Die 4F der Konfliktstrategien | TeamSchule - Mensch und Hund
Pingback: Hochspringen beim Begrüssen | TeamSchule - Mensch und Hund
Pingback: Aktive und passive Demut | TeamSchule - Mensch und Hund
Pingback: Vorderkörper-Tiefstellung | TeamSchule - Mensch und Hund