Zergeln ist eine tolle Beschäftigungs- und Belohnungsmöglichkeit für deinen Hund. Lass euch deshalb den Spass daran nicht verderben, nur weil du gelesen hast wie, dass es gefährlich sei oder dass dein Hund dadurch lernt, dass er stärker ist als du.
Hunde denken nicht so und schon gar nicht in einem spielerischen Kontext. Und wenn wirklich irgendwelche Themen zwischen euch bestehen, dann muss das Training an ganz anderer Stelle ansetzen.
Damit dieses Spiel aber nicht zu einem reinen Herumgezerre wird, braucht auch dieses Spiel Regeln. Diese tragen dazu bei, dass sich beide Spielpartner wohlfühlen und die Verletzungsgefahr klein ist.
DIE WICHTIGSTEN 10

Auch mit Welpen sind kurze Ziehspiele möglich. Dabei darf der Zug jedoch nur so stark sein, dass seine Zähne und deren Stellung nicht gefährdet werden. Und während des Zahnwechsel sollte ganz darauf verzichtet werden, damit ihm Schmerzen nicht die Freude daran verderben.
TROTZDEM IST ES NICHT FÜR ALLE HUNDE GEEIGNET
Bevor du nun gleich mit dem Spiel beginnst, vergewissere dich, dass dein Hund körperlich gesund ist und er auch wirklich Spass daran hat. Spiele es auch nicht, wenn dein Hund (noch) ein Thema mit Ressourcen hat.
VERMEIDE RUCKARTIGE BEWEGUNGEN ODER BEWEGUNGEN NACH OBEN
Diese Bewegungen könnten die Halswirbel deines Hundes verletzen. Zieh seinen Kopf auch nicht unnatürlich nach oben oder in den Nacken, denn auch das schadet seinen Halswirbeln und Muskeln.
Schüttelt der Hund hingegen die Beute selbst und macht eigenartige Bewegungen dabei, so ist das problemlos. Denn nun ist er darauf vorbereitet und entsprechende Muskeln schützen das Skelett.
Wichtig ist aber auch ein Untergrund auf dem dein Hund Halt findet.
AGIERE WIE EINE BEUTE
Leider sieht man ganz oft wie Menschen mit dem Spieli vor der Nase ihres Hundes herum fuchteln. Das ist nicht nur sehr unangenehm für ihn, ein Beutetier würde sich auch nie so verhalten.
Deshalb bewege die Beute immer von deinem Hund weg, das animiert zum Mitspielen.
Auch machen die wenigsten Hunde Jagd auf fliegende Beute oder hängen sich an Beute im Baum. Deshalb spiel auch du möglichst tief, so kommt es nicht zu unkontrollierten Bewegungen.
SPIEL IN ERREGUNGSWELLEN
Wenn du Hunde in einem guten Spiel beobachtest, wirst du feststellen, dass auf kurze wilde Sequenzen immer wieder ruhige Momente folgen.
Deshalb lass auch du immer wieder ruhige Sequenzen in euer gemeinsames Spiel einfliessen. Gerade bei wilden Spielen wie einem Zerrspiel steigt sonst die Erregung oft so stark an, dass sich dein Hund weniger kontrollieren kann.

Diese Pausen bedeuten nicht, dass sich dein Hund entspannt hinlegen muss. Zum entspannen eignet sich auch ein ruhiges Lauerspiel, einige ausgestreute Kekse oder eine ruhige Übung.
Auch das Überlassen der Beute nach einem „Siegeszug“ des Hundes verhilft vielen zur Ruhe.
NUTZE KLARE START- UND ENDSIGNALE
Diese fördern Ruhe und Konzentration und dein Hund lernt, in den Spielpausen wirklich zu entspannen.
Es spielt keine Rolle, ob es sich dabei um feste Rituale handelt wie ein bestimmter Ort, ein bestimmtes Target, eine Decke oder um gut aufgebaute Signale.
Ich selbst kombiniere unterschiedliche, abhängig von der Örtlichkeit: Unterwegs sind es die verbalen Signale „Machen wir etwas“ und „Fertig“ wobei ich bei Letzterem noch eine überkreuzende Bewegung mit den flachen Händen mache. Zuhause nutzen wir zusätzlich einen bestimmten Teppich.
Bei Beiden streue ich danach immer noch einige Kekse aus. Dadurch leite ich nicht nur ein Cooldown ein, sondern vermeide auch Frust über das Spielende.
BEENDE DAS SPIEL IMMER POSITIV
Nichts ist frustrierender als wenn etwas abrupt endet und das Spieli erst noch wortlos weggenommen wird. Nicht wenige Hunde geraten dadurch schon während des Spiels in Stress, weil sie nie wissen, wann es passiert. Deshalb lass das Spiel langsam ausklingen und überlass deinem Hund am Ende das Spieli wenn er es möchte. Biete ihm später an, es gegen ein paar Kekse einzutauschen. Oder sammle es ein, wenn es achtlos herumliegt.
Auch Pausen sollten angekündet werden. So weiss dein Hund, dass er nicht gleich wieder nach der Beute greifen soll.
SORGE FÜR EIN COOLDOWN AM ENDE DES SPIELS
Aber selbst wenn du auf all diese Punkte achtest, werden im Körper deines Hundes Hormone ausgeschüttet. Diese bleiben auch nach dem Spiel noch eine Weile aktiv und machen deinen Hund empfänglicher für Reize.
Durch ein gutes Cooldown hilfst du ihm, diese Hormone abzubauen und senkst gleichzeitig seine Erregung. Das können einige ausgestreute Kekse sein, die sich erschnüffeln lassen oder eine schöne Massage, falls er dies mag,
PASS DAUER UND ZUGSTÄRKE DEINEM HUND AN
Zerrspiele entsprechen dem Niederreissen eines Beutetiers. Es handelt sich dabei um einen sehr kurzen Teil innerhalb der Jagdsequenz die aus „Suchen – Orten – Fixieren – Anschleichen – Hetzen – Packen/Niederreissen – Töten – Fressen“ besteht. Daher sollte auch euer Spiel nicht allzu lange dauern. Denn bestimmt hast du auch schon festgestellt, dass die Erregung immer schneller und höher steigt, je länger das Spiel dauert, selbst wenn du Pausen einlegst. Und je nach Hundetypus ist es auch nicht ein Spiel für jeden Tag.
Ebenfalls ist es nicht fair, wenn du so stark ziehst, dass dein Hund gar keine Chance hat, dagegen zu halten. Zieh ihm mit der Beute auch nicht den Boden unter den Füssen weg. Das mag zwar lustig aussehen, aber sein ganzes Gewicht hängt in dem Moment an seinen Zähnen und Hals.
GEWINNEN MACHT SPASS
Deshalb lass deinen Hund öfters gewinnen und freu dich mit ihm über seinen Sieg. Lass ihn aber „echt“ gewinnen, denn dein Hund merkt, wenn du schummelst und das finden die wenigsten lustig.
Durch diesen Sieg übernimmt dein Hund weder die Weltherrschaft, noch hört er deswegen nicht mehr auf deine Signale. Im Gegenteil: Gemeinsames Spiel auf Augenhöhe verbindet und man ist gerne zusammen.
Auch ein spielerisches Verteidigen und Erobern der Beute finden viele Hunde toll, egal in welcher Rolle.
Und genauso selbstverständlich darf auch dein Hund dich zum gemeinsamen Spiel auffordern und du darauf eingehen oder sagen, nein jetzt gerade nicht.
SPIELKNURREN IST NORMAL, VERLETZUNGEN NICHT
Viele Hunde knurren während des gemeinsamen Zerrspiels. Das ist völlig normal und kein Zeichen dafür, dass es gefährlich werden könnte. Und wenn du genau hinhörst, klingt es auch anders als ein sonstiges Knurren und auch die Körpersprache zeigt, dass er es nicht ernst meinst.
Wenn du aber merkst, dass sich dein Hund aufrichtet, dich fixiert und steif wird, lass das Spieli los und lass es nicht auf ein Kräftemessen ankommen. Denn dabei können Beide nur verlieren. Analysiere anschliessend, was der Grund für sein Verhalten gewesen sein könnte – manchmal ist es nur die Annäherung eines anderen Tieres oder Menschen. Aber vielleicht ist es auch nicht das richtige Spiel für deinen Hund.
Als ich meinen ersten Hund hatte, war ich immer wieder erstaunt, wie stolz mir Viele ihre Verletzungen an Händen und Armen zeigten, verursacht durch Zähne und Krallen ihrer Hunde im gemeinsamen Spiel. Für mich fühlte sich dies nicht richtig an.
Und das ist es auch nicht! Denn Hunde merken selbst im wilden Spiel, wenn sie Haut statt Spieli zwischen den Zähnen haben und lassen sofort los – vorausgesetzt der Hund ist nicht zu aufgepuscht. Erst recht, wenn man ihn dies bereits durch einen guten Spielaufbau im Welpenalter lehrt.
WENN DEIN HUND DAS SPIELI NICHT AUSGEBEN MÖCHTE
Dann ist vielleicht seine Erregung doch zu hoch. In dem Fall kämpfe nicht darum, sondern überlass ihm das Spieli und wirf ihm gut sichtbar einige Kekse ins Gras. Du kannst alternativ auch das 10 Leckerchen-Spiel nutzen, wenn dein Hund dies kennt. Nimm ihm in beiden Fällen den Ball erst an dich, wenn dein Hund kein Interesse mehr daran hat
Auch ein „Aus“ in hoher Erregungslage kann trainiert werden, aber das ist bereits hohe Kunst für deinen Hund. Deshalb werde im Spiel erst ruhiger und zieh selbst nicht mehr am Spiel, bevor du das Ausgabe-Signal gibst.
Kennt dein Hund noch gar kein „Aus“ in dieser Situation, dann biete ihm etwas zum Tausch an. Viele Hunde reagieren gut auf einen gleichwertiges Spieli. Und bau anschliessend das Aus mit einem weniger spannenden Gegenstand auf.
ZERRSPIELE MIT JASON UND SHADOW – VIDEO
ZERRSPIELE UNTER HUNDEN
Auch hier sieht man sehr schön wie sich die einzelnen Phasen abwechseln, wie Pausen eingeleitet werden und wie Jason immer wieder darauf achtet, festen Untergrund unter die Pfoten zu bekommen.
Und nun wünsche ich dir ganz viel Spass beim gemeinsamen Zieh-, Zerr- oder Zergelspiel 🙂 Und selbstverständlich darfst du auch noch weitere Regeln für euch aufstellen wie ihr miteinander dieses Spiel spielt.
(C) 2022 Monika Oberli, Teamschule.blog