…nicht erwünscht. Aber statt eines „Nein“, sag deinem Hund lieber, was er stattdessen tun soll!
Wer kennt das nicht:
Du kommst nach Hause und dein Welpe springt dich freudig an. Und Draussen würde am liebsten an jedem Hochstehen mit dem du dich unterhältst.
Dass du dies nicht möchtest, ist verständlich.
Aber obwohl du ihm immer wieder sagst, dass er das unterlassen soll oder du dich von ihm abwendest, hört er nicht auf.
Weshalb das so ist und wie du deinen Wunsch deinem Hund auf eine nette Art trotzdem verständlich machen kannst, zeige ich dir in diesem Artikel.
Hochspringen – ein natürliches Verhalten
Seinen Ursprung findet dieses Verhalten im Futterbetteln der Wolfswelpen. Durch Lecken und Stupsen der Maulwinkel animierten sie die (heimkehrenden) Alttiere zum Hervorwürgen der mitgebrachten Nahrung.
Später findet sich dieses Verhalten in leicht abgewandelter Form zum Beispiel auch bei der Kontaktaufnahme unter Hunden. Ferner tritt es auch als Beschwichtigungssignal auf, um das Gegenüber freundlich zu stimmen.
Und auf die gleiche Art versuchen sie auch uns zu begrüssen. Weil aber unsere Mundwinkel so weit oben sind, gelingt ihnen dies nur, wenn sie an uns hochstehen. Und was bei einem Welpen vielleicht noch niedlich war, ist bei einem erwachsenen Hund meist nicht mehr sehr gerne gesehen. Erst recht nicht, wenn der Hund dazu noch schmutzige Pfoten hat. Und so drehen wir uns ab, sagen „Nein“ oder stossen ihn vielleicht auch runter.
Unsere Hunde aber verstehen nicht, weshalb wir auf ihre Begrüssung so ablehnend reagieren. Das verunsichert sie und sie erhöhen ihre Anstrengungen erst recht, um uns durch ein Maulwinkel-Lecken nicht nur zu begrüssen sondern auch zu besänftigen (siehe auch Fiddle about)
Und wir sagen nun erst recht „bleib unten“ und setzen seine Pfoten wieder auf den Boden….dein Hund aber versteht nur Bahnhof.
Hochspringen als Übersprungshandlung
Hunde springen aber oft auch an Menschen hoch, wenn sie aufgeregt/gestresst sind. In der Regel handelt es sich dabei um eine Übersprungshandlung, die er nicht willentlich ausführt. Deshalb ist es auch wenig zielführend, sich einfach nur abzuwenden oder das Hochspringen zu unterbinden. Im Gegenteil, es kann mit der Zeit zu seinem erlernten Verhalten werden, das ihm beim Stressabbau hilft.
Wie machst du’s besser?
Markern bevor er springt
Ein möglicher Ansatz ist es, deinen Hund jedes Mal zu markern und belohnen, bevor er an dir hochspringt. Das heisst, solange er noch mit allen 4 Pfoten auf dem Boden steht, sagst du dein Markerwort und gibst ihm einen oder besser noch mehrere Kekse auf den Boden. Nach x-Wiederholungen wird er zu verstehen beginnen, dass es sich lohnt, unten zu bleiben.
Aufbau eines spezifischen Signals
Schneller jedoch geht es, wenn du mit Hilfe der klassischen Konditionierung ein Signal aufbaust, dass deinem Hund sagt, was er tun soll und wo er dafür belohnt wird – nämlich unten!
- Überleg dir dafür ein neues Signal wie zum Beispiel „Unten“ „Runter“….
- Anschliessend nimmst du 10 Kekse in deine Hand und rufst deinen Hund zu dir
- Nun sagst du dein Signalwort und legst einen Keks zu deinen Füssen ohne dich über deinen Hund zu beugen *
(dein Hund muss in dem Moment noch gar nichts machen als den Keks zu deinen Füssen fressen *) - Das wiederholst du das Ganze bis die 10 Kekse aufgebraucht sind
- Jetzt machst du eine Pause und wiederholst es später am Tag noch ein oder zweimal
* Vermutlich hast du auch schon gehört, dass du ein Signal wie z.B. Sitz erst sagen darfst, wenn du deinem Hund das Verhalten „Sitz“ beigebracht hast. Das ist richtig und stimmt für sämtliche Lernprozesse, die mittels operanter Konditionierung aufgebaut werden.
Beim Aufbau über die klassischen Konditionierung hingegen lockst du deinen Hund zu Beginn mit einem Keks in das erwünschte Verhalten. So kannst du sicher sein, dass dein Hund nach dem Signal gleich das Richtige zeigen wird. Das klappt am Besten mit wenig komplexen Bewegungsabläufen.
Bei der Aufgabe spielt es keine Rolle, ob er steht, sich hinlegt, sitzt oder in die Luft springt. Wichtig ist nur, dass du das Signal sagst bevor er an dir hochspringt.
Bereits nach wenigen Trainingseinheiten wirst du merken, dass dein Hund schon beim Erklingen des Wortes beginnt in Richtung Boden zu schauen, da er dort seinen Keks erwartet. Dies kannst du markern und den Keks wieder zu deinen Füssen legen. Nun wird die Ausführung nach und nach zu einem bewussten Verhalten.
Sobald es so weit ist, kannst du beginnen, den Schwierigkeitsgrad langsam zu erhöhen.
Weiterausbau
Auch Signale, welche über die klassischen Konditionierung aufgebaut wurden, müssen anschliessend generalisiert werden. Überleg dir deshalb möglichst viele Situationen in denen du das Signal später nutzen möchtest und trainiere diese in steigender Ablenkung und mit unterschiedlichen Erregungsleveln.
Beim Training in sehr hoher Ablenkung und bei einem sehr hohen Erregungslevel streust du nach dem Signalwort gleich eine Handvoll Leckerchen auf den Boden. Während des Schnüffelns senkt sich der Erregungslevel deines Hundes und er ist danach in der Lage ruhiger auf die Situation zu reagieren.
Weitere Einsatzmöglichkeiten
Nach entsprechendem Training kannst du das Signal auch nutzen, wenn dein Hund einen anderen Menschen anspringen möchte.
Und weil es in der Vergangenheit immer Kekse zu deinen Füssen gab, wird er dem Signal nicht nur gerne nachkommen sondern auch zu dir laufen. Selbst wenn du gerade keine Kekse zur Hand hast.
Wenn du nun deinem Hund nun auch noch beibringst, dass er auf ein bestimmtes Signalwort an dir Hochstehen darf, fällt ihm das Unten bleiben noch einmal leichter.
Das ganze klappt übrigens auch bei Anspringen aus Stress oder bei Anremplern.
Nutz die klassische Konditionierung
Durch die Klassische Konditionierung mit ihrer hohen, hier positiven, Konsequenz, wird das Gelernte schnell im Kleinhirn abgespeichert. Und Alles was im Kleinhirn abgespeichert ist, wird wie automatisiert ausgeführt, da es den Denkprozess des Grosshirns umgeht. Denk nur mal ans Autofahren, da musst du dir irgendwann auch nicht mehr überlegen wo sich Gas und Bremse befinden.
Diese Art der klassischen Konditionierung kannst du übrigens für viele Trainingsprozesse mit deinem Hund nutzen, bei denen du ihm ein bestimmtes Verhalten auf Signal beibringen möchtest. So zum Beispiel …
- beim Aufbau des neben dir Laufens
- Aufmerksamkeitssignal
- beim Aufbau des Rückrufs
Überleg dir, bei welchen der von dir gewünschten Verhaltensweisen, du für den Start auch noch die klassische Konditionierung nutzen könntest und beginne am Besten gleich damit 🙂
© 2019 – Teamschule – Monika Oberli
Super, danke für die Erklärung!
Kannst du evtl. auch noch sagen, wie reagieren wenn das Management versagt hat und es bereits so weit gekommen ist, dass der Hund hochspringt (und nicht aufhört) …
Hier passiert das oft bei „fremden“ Menschen, die immer wieder über unseren Platz gehen (lässt sich nicht vermeiden – leider :(, sonst wäre es ja nicht s doof…). Die sagen unserer jungen Hündin (6 Monate) dann freudig „Hallo“, sie springt hoch und wird noch weiter gestreichelt :-S Voll doof und ich versuche natürlich das abzufangen, was aber nur in 7 von 10 Fällen klappt… Zudem „beisst, knabbert“ sie dazu dann auch noch an den Fingern… aus Überreiztheit natürlich und nicht böswillig…
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