Als Schleppleine wird eine Leine bezeichnet, die länger ist als die normale Leine und so dem Hund mehr Freiheit auf dem Spaziergang gibt. Und die je nach Trainingsstand des Hundes auch mal auf dem Boden schleifen darf weil sie weder Handschleife noch Ringe besitzt, an denen der Hund hängen bleiben kann.
DAS LEINENHANDLING
Ich erlebe immer wieder, dass Kunden zwar eine Schleppleine besitzen, diese aber ungern oder gar nicht nutzen. Dies liegt häufig daran, dass sie sie keine Einführung zur richtigen Verwendung bekommen haben und sie deshalb unhandlich empfinden. Teilweise haben sie sich oder Andere bei ihren ersten Versuchen auch schon verletzt.
Denn ja, falsch angewandt, kann eine Schleppleine zu massiven Verletzungen führen:
- Die Leine kann sich um die Beine von Mensch und Hund wickeln und diese zu Fall bringen
- Der Hund kann dir die Leine aus der Hand reissen oder dich umwerfen, wenn er in die lange Leine rennt
- Sie kann deine Finger verletzen, sollte sich die Leine um deine Hand oder Finger wickeln und dein Hund mit Anlauf in die Leine springt
Damit dies möglichst nicht passiert, findest du in den folgenden Videos Infos und Anleitungen wie du sie möglichst unfallfrei und angenehm für dich und deinen Hund nutzen kannst.
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Video 2 |
Video 3
Bei einem stark ziehenden Hund kannst du die Schleppleine zusätzlich zwischen Ring- und kleinem Finger durchgleiten lassen. Dadurch erhältst du einen stärkeren Griff (in Video 3 ist dies bei ca. Minute 2:16 zu sehen).
WEITERE WICHTIGE PUNKTE ZUM SCHLEPPLEINEN-HANDLING
- Eine Schleppleine/Flexileine gehört IMMER an ein gut sitzendes Brustgeschirr
Die Befestigung am Halsband oder Halti kann zu schwerwiegenden Verletzungen beim Hund führen
. - Nutze einen Rückdämpfer, wenn dein Hund noch in die Leine springt
Dies schont deinen Arm und Schulter aber auch die Muskeln und das Skelett deines Hundes
. - Lass die Leine nur dort am Boden schleifen, wo sie keine Gefahr für andere Menschen darstellt
Denn allzu gross ist das Risiko, dass Jemand darauf steht oder sich die Leine um die Beine wickelt
. - Lass deinen Hund an der Schleppleine, wenn überhaupt, nur kontrolliert mit anderen Hunden spielen
Die Gefahr ist sonst gross, dass sich ein Hund in der Leine verheddert und sich verletzt
. - Steh nie auf auf eine schleifende Leine, wenn dein Hund bereits losgelaufen ist
Sie könnte dich von den Beinen reissen und auch für deinen Hund ist der Ruck gefährlich
. - Verwende zusätzlich akustische Signale
Signale wie „Langsam“, sonst wirst du leicht ausgebremst und „Ende“ = Du erreichst gleich das Leinenende
. - Eine Schleppleine ersetzt nicht das Training
Vielmehr unterstützt es dieses und gibt deinem Hund mehr Freiheiten dort, wo er (noch) nicht frei laufen darf
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Trotzdem bleibt natürlich immer ein gewisses Restrisiko, was dich aber nicht davon abholten soll, deinem Hund dank der langen Leine mehr Freiheit zu geben und ihn trotzdem zu sichern.
Reagiert dein Hund zuverlässig auf deine Signale, kannst du auch beginnen die Leine am Boden schleifen zu lassen oder locker in der Hand zu halten.
DIE LEINENLÄNGE
Es gibt keine Vorgaben, ab welcher Länge eine Leine als Schleppleine bezeichnet wird. Im Alltag haben sich jedoch Längen zwischen 5 und 10 Metern bewährt. Es gibt aber auch Hundehalter, welche problemlos mit 20 und mehr Meter umgehen können. Ich selbst bevorzuge eine Länge um die 8 Meter.
DAS LEINENMATERIAL
Schleppleinen gibt es aus ganz unterschiedlichen Materialen. Weil jedes seine Vor- und Nachteile hat, muss jeder für sich selbst herausfinden, was ihm am Besten liegt. Wichtig ist aber, dass du sie mit Handschuhen benutzt, da sonst die Verbrennungsgefahr gross ist, wenn die Leine schnell durch die Hand gleitet. Die Lederleine bildet hier die Ausnahme.
Gummierte Leinen
Die unterschiedlichen Modelle zeichnen sich durch unterschiedlichen Härtegrade, Breiten und Farben aus.
Die Leinen sind wasserabweisend und rutschfest. Was aber auch bedeutet, dass sie ohne Handschuhe zu starken Verbrennungen führen können. Und bei Schnee und Matsch können sie nass und schwer werden. Wichtig ist auch eine gute und regelmässige Reinigung, da sie sonst schnell hart werden.
Biothane Leinen
Das erste Mal las ich bei einer Jägerin in Deutschland von diesem Material und bestellte Meterware in der Fabrik aus denen ich dann auch Leinen für meine Kunden im Mantrailing fertigte. Inzwischen sind sie aber auch in Tierfachgeschäften und bei vielen Händlern als fertige Leinen zu finden. Auch die Griffigkeit hat sich verändert und für Hunde bis 5 bzw. 15 Kilo gibt es inzwischen extra leichte Ausführungen.
Die Leinen sind wasser- und schmutzabweisend und sind leicht zu reinigen. Bei Regen können sie jedoch mit der Zeit rutschig werden. Insbesondere jene ohne speziellen Gripp. Dies kann durch entsprechende Handschuhe teilweise abgefangen werden.
Fettlederleinen
Diese Leine verbindet die Vorteile von beiden obengenannten Leinenarten. Vorausgesetzt, dass es sich um hochwertiges Leder handelt. Damit dies lange so bleibt, muss sie aber regelmässig mit entsprechenden Mitteln gepflegt werden.
Schnurrartige Leinen
Auch wenn diese in Fachgeschäften für Tierbedarf zu finden sind, so sind sie denkbar ungeeignet als Schleppleinen. Sie sind zu schmal zum halten, bleiben im Unterholz leicht hängen und verknoten sich regelmässig.
Nylonleinen / Bergsteigerseile
Für meinen ersten Hund habe ich selbstgemachte Schleppleinen aus leichten Bergsteigerseilen benutzt. Dies war aber nur möglich, da er nicht an der Leine zog und ich sie nur dort brauchte, wo Leinenpflicht galt und als er älter wurde. Bei Jason als Welpe war sie ebenfalls noch einmal kurz im Einsatz.
Auch wenn diese Leinen günstig und einfach zu beschaffen sind, empfehle ich diese Leine nicht. Da sie bei ziehenden Hunden schlecht zu halten ist und in den Händen brennt, wenn sie durchgleit. Ausserdem sind sie für Entgegenkommende schlecht zu sehen.
Später habe ich bei Jason auf die gummierte Leine gewechselt – Biothane gab es damals noch nicht. Diese habe ich erst 2009 bei einer Jägerin in Deutschland kennengelernt und sie von dort in die Schweiz gebracht. Seit diesem Zeitpunkt bin ich dieser Leine treu geblieben 🙂
DIE LEINENBREITE
Die meisten Schleppleinen bestehen aus flachen Bändern. Es gibt aber auch Rundleinen. Diese werden jedoch hauptsächlich im Jagdbereich genutzt.
Für den normalen Hundealltag und auch beim Trailen haben sich die flachen Leinen bewährt. Bis auf die Fettlederleine stehen verschiedene Breiten zur Auswahl. Hier ist zu beachten
- je breiter die Leine, desto schwerer ist sie
- je schmaler die Leine, desto schwieriger ist sie zu halten und deine Hand verkrampft sich, sollte dein Hund ziehen
Deshalb gilt auch hier: Die Leinenbreite muss zu dir und deinem Hund passen
DIE HANDSCHLAUFE
Ich empfehle Schleppleinen ohne Handschlaufen. Da eine Schleppleine nie am Handgelenk befestigt werden sollte, ist sie nicht notwendig und wenn du die Leine am Boden schleifen lässt oder im Unterholz mal kurz loslassen musst, kann sie so nicht hängen bleiben.
Falls du aber auf eine Handschlaufe nicht verzichten möchtest, empfehle ich dir eine abnehmbare. So kannst du du sie beim Schleppenlassen abnehmen.
DIE FLEXILEINE
Die Flexileine stellt eine Sonderform unter den langen Leinen dar. Lange habe ich aus den folgenden Gründen generell davon abgeraten:
- Der Hund lernt kein gutes Leinenlaufen, da er immer gegen den Zug der Leine arbeiten muss
- Du kannst die Leine nicht schnell fallen lassen, sollte sie sich irgendwo verwickelt haben
- Fällt sie dir aus der Hand, wird der Leinenkasten mit grossem Getöse in Richtung deines Hundes schnellen und ihn im schlimmsten Fall so erschrecken, dass er davon rennt – immer verfolgt von der Leine
- Ein Leinenhandling wie mit der Schleppleine ist fast nicht möglich
- Die Verletzungsgefahr durch das dünne Band/Seil ist relativ hoch
- Ganz oft sieht man Hunde, die daran wie an einer Angel zurückgeholt werden
- Das Stoppen der Leine über den Knopf kommt für den Hund meist ohne Ankündigung
- Dies alles kann zu Schmerzen und Verspannungen beim Hund führen
All diese Gründe sprechen für mich auch heute noch gegen diese Leine. Sie hat aber für mich in Ausnahmefällen dort ihre Berechtigung:
- wo der Hund bereits leinenführig ist (oder dies für dich nicht relevant ist)
- der Hund nicht in die Leine springt
- er auf Signale wie ‚langsam‘, ‚Ende‘ und ‚Stopp‘ und den Rückruf reagiert
- wenn die Leine auf eine feste Länge eingestellt ist. Dadurch spürt Hund wenn das Leinenende naht
Wenn du all diese Punkte bei der Schleppleine beachtest, wird sich bald eine Routine einstellen und die Leine wird dir ein angenehmes Hilfsmittel werden, welches du nicht mehr missen möchtest.
© 2021 – Teamschule – Monika Oberli