Du wirst dich bestimmt fragen, weshalb diese Unterscheidung überhaupt wichtig ist. Denn in beiden Fällen finden wir diese Verhalten doch störend und oft auch unerwünscht.
Das stimmt! Zumindest aus Sicht des Menschen. Aber wie sieht es für deinen Hund aus?

Vieles, was wir als Problem bezeichnen, gehört für deinen Hund zu seinem ganz normalen hündischen Verhaltensrepertoire.
Denn in seiner Welt müsste er jagen, um zu überleben und Fremde verbellen, um diese von seinen Besitztümern fern zu halten. Es liegt an uns, diese Verhalten in die richtige Bahnen zu lenken.
Auch Dinge auseinanderzunehmen kann zum ganz normalen Erkundungsverhalten gehören.
Im Gegensatz dazu, ist eine Verhaltensstörung bzw. abnormes Verhalten auch für den Hund belastend. Sie beeinflussen seine Lebensqualität und können ihn langfristig krank machen. Umso wichtiger diese so früh als möglich als solche zu erkennen und behandeln. Sei es alleine durch Training oder unterstützt durch Medikamente.
.
FÜR DEN HUND UNPROBLEMATISCHE VERHALTEN
Ein (in unseren Augen) unerwünschtes Verhalten bezeichnet somit Verhaltensweisen, die aus Sicht der jeweiligen Tierart, Rasse oder eines einzelnen Tieres ganz normal sind und sich aus seiner Biologie und Herkunft erklären lassen. Erst recht wenn diese zur Situation passen und im normalen Rahmen vorkommen.
- Jagen von Beutetieren
- Im Kot wälzen
- Bellen, wenn Fremde kommen
- Andere Hunde zu vertreiben
- Herumliegendes Futter zu fressen
- …
Von seinen Mitbewohnern und der Umwelt können diese aber natürlich durchaus als störend und problematisch wahrgenommen werden. Dann kann ein Training natürlich durchaus Sinn machen. Eine medikamentöse Unterstützung ist hier aber nicht notwendig.
.
FÜR DEN HUND PROBLEMATISCHE VERHALTEN
Als Verhaltensstörungen (z.B. Zwangsstörungen) werden Verhaltensweisen bezeichnet die für die jeweilige Tierart oder in der Situation und Häufigkeit nicht normal sind und aus dem es meist nicht mehr selber herauskommt:
- Schwanz jagen
- Dauerlecken/-knabbern bis hin zur Selbstzerstümmelung
- Dauerbellen zur Stressbewältigung
- Kreise und Achten laufen, typisch auch das stereotypische Laufen bei Käfigtieren
- Den Körper an/unter Gegenständen abstreichen
- Jagen von Artgenossen (nicht spielerisch)
- In Dauerangst leben
- …
Du siehst, viele der Zwangsstörungen gehören ebenfalls zum normalen Verhaltensrepertoire deines Hundes wie Pflege, Bewegung, Essen… Sie unterschieden sich jedoch vom Normalverhalten, dass sie entweder nicht zur Situation passen oder weil sich die Aktivitäten und Bewegungen in relativ gleichartiger Abfolge und ohne Sinn und Zweck wiederholen.
Meist sind diese Verhalten erlernt, weil sie sich in für Hunden schwierig empfundenen Situationen als hilfreich erwiesen haben. Oder aber weil stereotype Verhalten zur Freisetzung von Beruhigungs- und Glückshormone führen. Beides führt zu Linderung. Mit der Zeit wird das Tier von diesen Hormonen so abhängig, dass das Verhalten selbst nach Verbesserung der Lebensumstände nur sehr schwer abgelegt wird, wenn überhaupt. Umso wichtiger, hier rechtzeitig zu reagieren.
Deshalb, nein, es ist nicht lustig, wenn dein Hund seinen Schwanz jagt. Solange es nur selten ist und dein Hund von sich aus wieder aufhört oder ein Ansprechen genügt, dann musst du nichts machen, behalte es aber im Auge.
.
FEHLGELEITETES VERHALTEN
Dieses bezeichnet Verhaltensweisen, die für die jeweilige Tierart oder Rasse zwar normal sind, jedoch auf ein falsches Ziel ausgerichtet sind (z.B. Fressen von Plastik, Jagen von kleinen Hunden…). Dies kann für das jeweilige Tier selbst oder im Zusammenleben mit Menschen oder anderen Tieren in vielen Fällen störend und manchmal sogar gefährlich werden.
URSACHE
Oft resultieren diese Verhaltensstörung aus einer falschen Haltung bzw. Unterdrückung der natürlichen Bedürfnisse des Hundes. Aber auch ein permanent hoher Stresslevel kann zu problematischem Verhalten führen. Und nicht zu vergessen, allfällige schlechte Erfahrungen in der Welpenzeit oder Vergangenheit.
Dauert dieser Zustand gar über einen längeren Zeitraum und/oder treten sie mit hoher Intensität auf, gefährden sie langfristig die körperliche und geistige Gesundheit des Tieres.
PLÖTZLICHE VERHALTENSÄNDERUNGEN
Treten Verhaltensänderung plötzlich auf und die Ursache ist erst noch unbekannt, so ist immer auch ein Besuch beim Tierarzt/-ärztin und Physiotherapeut:in angesagt, bevor mit dem eigentlichen Training begonnen werden kann, Denn Schmerzen, Hormon- und Stoffwechselveränderungen, aber auch Infekte, Vektorerkrankungen, nachlassende Sinne, Traumatas und vieles andere mehr, könnten ursächlich dafür sein.
Hier ein toller Podcast zu diesem Thema von Anja Kiefer und Dr. Sandra Foltin, indem du noch viel mehr zu diesem Thema erfährst.
© 2013 – Teamschule – Monika Oberli










Ein Hundbesitzer darf niemals vergessen, dass die Erziehung des Begleiters niemals zu ende ist, genau so wie die Entwicklung eines Menschen. Man muss einfach nur wissen worauf man achten sollte und daran Spaß haben. 🙂
Viele Dank für diesen Artikel!
LikeLike