Alte Gewohnheiten

Bestimmt hast du dir auch schon vorgenommen, die eine oder andere ungute Gewohnheit abzulegen. Und du willst auch wirklich dran bleiben. Und doch ertappst du dich immer mal wieder dabei. Meist wenn du gestresst oder den Kopf voll anderer Dinge hast. Nicht viel anders geht es unseren Hunden, wo der Veränderungswunsch erst noch selten von ihnen selbst ausgeht.

Weshalb es so schwierig ist, festgefahrene Verhalten und Routinen zu verändern, führt uns das nachfolgende Experiment eindrücklich vor Augen. 

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PROBIER ES GLEICH SELBST EINMAL AUS

Du musst es ja nicht gleich mit dem Fahrrad versuchen 😀 Ich nutze bei meinen Kunden gerne das folgende Experiment:

  1. Verschränke deine Arme wie gewohnt und schau es dir genau an
  2. Löse danach die Verschränkung und lass deine Arme seitlich herunter hängen
  3. Verschränk nun deine Arme genau umgekehrt (mach es direkt und nicht über den Umweg des Gewohnten)

Merkst du wie schwierig das ist? Übst du nun aber die neue Variante eine Weile, dann wird sie dir immer leichter fallen. Dafür wirst du die ursprüngliche nicht mehr ganz so automatisiert ausführen können wie zuvor. Dein Gehirn hat begonnen sich auf die neuen Muster einzustellen. Aber wie das Video zeigt, verloren ist das alte nicht.


WAS HAT DAS GANZE MIT UNSEREM TRAINING ZU TUN?

Auch im Training mit unseren Hunden wollen wir etwas Gewohntes bei uns und/oder unseren Hunden verändern. Sei es, weil unser Hund ein neues Signal lernen soll oder weil wir ein unerwünschte Verhalten nicht mehr wollen. Und genau da spielt das Obige mit hinein.

  • Dein Hund kennt das Signal „Abliegen“ aus dem FF und führt es schnell und gut aus. Nun beginnst du mit dem Aufbau des Signals „Steh“. Zu deinem Erstaunen bemerkst du, dass er sich nach einer Weile nicht mehr oder nur noch zögerlich auf das Signal „Abliegen“ hinlegt.
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    Das ist passiert: Dein Hund unterliegt dem gleichen Phänomen wie der Fahrradfahrer: das Verhalten wird „schlechter“, weil ein konträres (oder auch ähnliches) intensiv geübt wird.
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    Das kannst du tun: Trainiere und festige erst das neue Signal während du das alte eine Weile ruhen lässt. Sobald dein Hund das neue sicher kann, führst du das alte wieder ein und wiederholst es ein paar Mal bevor du das neue Signal dazu nimmst. Danach kannst du beginnen, beide zu verwenden.

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  • Dein Hund zeigt ein Verhalten, welches du nicht mehr möchtest. Statt dieses aber nur zu verbieten, bringst du ihm stattdessen ein neues Verhalten bei, welches mit diesem nicht mehr vereinbar ist. Zum Beispiel so wie hier: Statt am Besucher hochzuspringen, lernt dein Hund auf eine Decke zu gehen und dort eine tolle Belohnung zu bekommen.
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    Das wird passieren: Dein Hund geht irgendwann von alleine auf seinen Platz sobald der Besuch hereinkommt. Und weil er nun das Hochspringen nicht mehr weiter übt, wird dieses Verhalten immer mehr abgeschwächt (Voraussetzung ist natürlich auch hier, dass du das neue Verhalten kleinschrittig aufgebaut hast).
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    So wird es nicht funktionieren: Trainierst du das neue Verhalten meistens nur, wenn du Zeit hast und in anderen Momenten springt dein Hund doch wieder am Besuch hoch, so bleiben beide Verhalten erhalten und du weisst nie, welches er beim nächsten Besuch wählen wird.

Beobachtest du diese Phänomene bei dir oder deinem Hund, dann überleg dir was du verändern kannst, damit die Veränderung für euch leichter wird. Vielleicht braucht es dazu auch einen kleinen Umweg im Training oder eine Veränderung des Ziels oder der Zielbeschreibung. Denn oft ist es einfacher alte Gewohnheiten abzulegen, wenn an dessen Stelle etwas motivierendes Neues tritt (siehe dazu auch „Setz dir SMARTe Ziele„).

© 2016/2023 – Teamschule – Monika Oberli

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