
Der Begriff Rute umfasst wie bei allen Wirbeltieren auch beim Hund die Gesamtheit von Schwanzwirbeln, Muskeln, Bändern, Haut und Fell.
Die beweglichen Wirbel bilden dabei die knöcherne Struktur des Schwanzes, welche je nach Hunderasse und Individuum aus bis zu 23 Wirbeln besteht. Als Fortsetzung der Wirbelsäule ähneln diese am Rutenansatz noch den Lendenwirbeln. Nach und nach verändern sie jedoch ihre Gestalt, werden immer dünner bis sie zum Schluss kaum mehr Merkmale eines Wirbels aufweisen.
Obwohl der Schwanz sehr beweglich ist, können Hunde damit nicht wie Affen nach Dingen greifen oder sich irgendwo festhalten. Aber auch ohne diese Fähigkeit erfüllt ihre Rute wichtige Aufgaben. Denn sie unterstützt den Hund in der Kommunikation, beim Balancieren und in den Bewegungen.


HUNDERUTEN IN IHRER VIELFALT
Ebenso vielfältig wie unsere Hunde, sind auch deren Ruten. Mal sind sie spitz und lang, mal zu einem Kringel gerollt, manche sind stark behaart andere wiederum ganz glatt. Hier eine kleine Auswahl:

ANOMALIEN

Auch Ringelruten können im entspannten Zustand bei vielen Hunden locker herunterhängen. Bei meinem ersten Hund jedoch blieben die letzten Wirbel immer eingerollt. Und auch bei den Tellington Touches zeigte sich, dass sie sich nicht bewegen liessen. Das kann die Folge einer Verletzung gewesen sein, oder auch durch eine Missbildung der Wirbel entstanden sein.
Ebenso bekannte Anomalien sind die Knickrute (entstanden durch Verletzung oder Keilwirbel) sowie die Stummelrute mit ihrer mehr oder weniger starken natürlichen Verkürzung des Schwanzes. Leider sind davon oft nicht nur die Schwanzwirbel betroffen sondern auch die Wirbelsäule kann Veränderungen aufweisen. Weshalb zum Beispiel beim Aussie eine Verpaarung von zwei natürlichen Bobtails (NBT) nicht erlaubt ist.
DIE HUNDERUTE IN DER KOMMUNIKATION
Dank der unzähligen Muskeln ist die Rute des Hundes sehr beweglich und kann neben der Normalhaltung noch viele andere Formen annehmen. Selbst Hunde mit Stummel- und Ringelruten sind oft noch in der Lage dazu, wenn auch deutlich eingeschränkter. Als Ausgleich nutzen diese Hunde dafür andere Körpersignale deutlich ausgeprägter.
Die Rute
Das Alles kannst du an der Rute deines Hundes beobachten:

Die Rute als Ganzes | Hängt sie locker herunter oder trägt er sie nach oben oder gerade nach hinten? |
Der Rutenansatz | Ist er über oder unter der Rückenlinie? Bedeckt er den Po? |
Die Rutenspitze | Zeigt sie nach links, rechts oder nach vorne? Ist sie locker oder unter den Bauch gezogen? |
Das Fell | Liegt es normal an oder ist es gesträubt? Bewegen sich die Haare? |
Bewegung | Bewegt sich die Rute und wenn ja wie? |
Anspannung | Ist die Rute locker oder erkennt man Muskelspannungen? |
Bei dieser Betrachtung muss immer auch die normale, entspannte Rute deines Hundes zum Vergleich herangezogen werden, damit der Unterschied klar ersichtlich ist.
Die Haltung der Rute






A R-Ansatz über der Rückenlinie, Rute nach oben getragen, R-Spitze nach vorne eingerollt
(starke Anspannung)
B R-Ansatz über der Rückenlinie, Rute nach hinten getragen, R-Spitze nach unten/links zeigend
(in Bewegung)
C R-Ansatz auf der Rückenlinie, Rute und R-Spitze gerade nach hinten (jagdlich interessiert)
D R-Ansatz unterhalb der Rückenlinie und den Po abdeckend, Rute hängend, R-Spitze leicht ausgestellt (entspannt stehend)
E R-Ansatz unterhalb der Rückenlinie und den Po abdeckend, Rute angezogen, R-Spitze nach innen (angespanntes Beobachten)
F R-Ansatz unterhalb der Rückenlinie und den Po abdeckend, Rute angezogen, R-Spitze unter den Bauch gezogen (verunsichert/ängstlich)
Der Rutenansatz








A Hoch angesetzter Rutenansatz mit Kringel
B R-Ansatz oberhalb der Rückenlinie, Rute mit Bogen, Spitze nach oben
C R-Ansatz oberhalb der Rückenlinie, Rute nach oben leicht rechts, Spitze nach vorne
D R-Ansatz oberhalb der Rückenlinie, Rute gerade nach oben/leicht rechts, Spitze nach vorne
E R-Ansatz oberhalb der Rückenlinie, leicht nach hinten ausgestellt, keine Schwanzspitze
F R-Ansatz oberhalb der Rückenlinie und ausgestellt, Rute zeigt einen 90 Grad Winkel, Spitze hängend/angespannt
F R-Ansatz stark angezogen und den Po bedeckend, Rute angezogen, R-Spitze unter den Bauch gezogen
Das Fell
Hier seht ihr unterschiedlich aufgeplusterte Ruten.






Der wedelnde Hund
Ein wedelnder Hund ist freundlich gestimmt und will gestreichelt werden.
Bestimmt hast du das auch schon gehört und dich gefragt, ob dies tatsächlich immer so ist. Denn was ist mit …
- dem Terrier, der mit hochaufgerichteter Rute wild wedelnd vor dem Mäuseloch steht
- dem unsicheren Hund, der mit tiefgetragener Rute langsam wedelnd auf dich zu kommt
- dem angespannten Hund, dessen hochgetragener Schwanz nur in der Spitze langsam hin und her wedelt
- dem entspannten Hund, dessen Rute breit von einer Seite zur anderen Seite wedelt
- und alle Nuancen dazwischen
All diesen Verhalten liegen unterschiedliche Emotionen zugrunde. Hier ein paar mögliche Anhaltspunkte:
Leichtes Wedeln mit weicher Rute | Hallo, hier bin ich |
Breites, weit ausholendes Wedeln | Ich bin freundlich und zufrieden |
Langsames Wedeln mit tiefer Rute | Ich fühl mich nicht ganz wohl |
Kleine, schnelle Bewegungen mit steifer Rute | Ich bin aufgeregt |
Kleine, langsame Bewegungen mit steifer Rute | Ich bin angespannt |
Propeller Wedeln | Ich bin sehr, sehr aufgeregt |
Aber wie bei Allem, gilt auch hier: Das Wedeln ist nur ein Teil der Kommunikation. Deshalb ist es wichtig, sich dabei auch immer die restlichen Signale und die einzelnen Hunde anzuschauen.
Wedelrichtung
Italienische Forscher haben herausgefunden, dass die Wedelrichtung auch etwas über die Laune des Hundes aussagt. Wedelt der Hund stärker nach rechts (von ihm aus gesehen), deutet dies auf einen positiv gestimmten Hund hin, geht der Ausschlag mehr nach links, steht dies für negative Emotionen. Andere Hunde nehmen dieses Signal beim Gegenüber sehr bewusst wahr und reagieren entsprechend darauf. Selbst wenn den Hunden nur Silhouetten gezeigt wurde.
Wenn die Hunderute sagt, wer gemeint ist
Betrachtet man sich die Rutenspitze erkennt man sehr oft, dass sie entweder in Richtung des anderen Hundes zeigt oder im Gegenteil, von ihm weg. Ersteres sagt: du bist gemeint. Zweiteres, ich will dich nicht herausfordern.

Hund li: Rute seitlich weg, Spitze zu den Anderen
Hund re: Rutenspitze auf den Dackel zeigend

Bei Beiden zeigen die Rutenspitzen weg vom Gegenüber. Rechts deutlicher als links.

Obwohl beide am Boden schnüffeln, zeigen die Rutenspitzen
deutlich, dass sie hier miteinander kommunizieren.
© 2021 Monika Oberli, Teamschule.ch
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