Ist es Spiel oder ernst?

So schön ein ausgewogenes Spiel unter Hunden auch ist, die Erfahrung zeigt, dass es oft nicht viel braucht, dass aus Spiel Ernst wird.

Damit es nicht dazu kommst, findest du hier eine Beschreibung der Signale, die auf ein nahendes Kippen hinweisen. Ich zeige dir aber auch wie die eine solche Situation nett unterbrechen kannst.

HINWEISE, DASS EIN SPIEL ZU KIPPEN DROHT

Wenn Hunde einander jagen, aneinander hochspringen oder sich gegenseitig anrempeln, ordnen dies viele Hundehalter als Spiel ein. Werden die Hunde jedoch lauter und hört man gar ein Knurren, kommt schnell die Frage auf: „Ist das auch noch Spiel oder nicht schon aggressiv?“

Spiel_Kippen1

Nicht jeder Rempler oder Knurrer bedeutet, dass ein kein Spiel mehr ist. Wenn jedoch immer mehr der folgenden Signale zu sehen sind und sie immer schneller aufeinander folgen, ist dies ein klares Zeichen, dass die Hunde Hilfe brauchen:

  • Das Spiel wird wilder
  • Die Hunde werden lauter
  • Die weichen und runden Bewegung verschwinden
  • Die Körper spannen sich immer mehr an
  • Es sind immer weniger Spielsignale zu sehen
  • Erste Stress- und/oder Schmerzsignale treten auf
  • Stopp-, Schmerz- und Beschwichtigungssignale werden missachtet
  • Es finden kaum mehr Pausen statt
  • Die Hunde stehen öfters aneinander hoch
  • Es werden mehr und mehr Drohsignale gezeigt
  • Rempler, Abwehr- und Scheinattacken nehmen zu

Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Veränderungen bei allen Beteiligten oder nur bei einzelnen Hunden auftauchen. Sie sind immer ein Zeichen dafür, dass du die Interaktion zwischen den Hunden nett unterbrechen solltest. Erst recht wenn du siehst, dass ein Hund immer unsicherer wird oder zu seinem Halter flüchtet.

WENN DAS RENNSPIEL KIPPT

Bei einem Rennspiel zeigen zusätzlich die folgenden Signale, dass das Spiel sich verändert:

  • Die lockeren Hüpfer verschwinden
  • Die Körper beginnen sich zu strecken
  • Die Hunde werden schneller
  • Die Gesichter sind angespannt
  • Der Verfolgte wirkt als sei er auf der Flucht (Schwanz angezogen, gehetzter Blick, evt. Weiss im Auge…)

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Und sind mehrere Hunde an einem Rennspiel beteiligt, besteht immer die Gefahr, dass sie sich auf einen Hund einschiessen und diesen jagen. Was gerade für Kleinhunde im Spiel mit grösseren gefährlich werden kann.

UNGÜNSTIGE VORAUSSETZUNGEN

Als erstes sei gesagt, dass es nicht darum geht, einen Schuldigen zu finden oder mit dem Finger auf einen einzelnen Hund zu zeigen. Denn es sind meist mehrere Ursachen, die dazu führen:

  • Der Ort war nicht ideal
    Er ist zum Beispiel zu klein, um wirklich rennen zu können. Es hat viele Hindernisse…
  • Es gibt Störungen von Aussen
    Andere Hunde mischen sich ins Spiel ein. Ein Hundehalter bringt ein Spieli oder Futter ins Spiel 
  • Die Hunde kannten sich nicht
    Was bei vertrauten Hunden toleriert wird, muss nicht auch für fremde gelten. 
  • Es waren zu viele Hunde beteiligt
    Was schneller mal zum Kippen führen kann
  • Die Hunde spielen zu unterschiedlich
    Mein Aussie mag zum Beispiel keine Rempelspiele während er für ein Rennspiel auch im Alter noch zu haben ist.
  • Ein Hund tut sich beim Spielen weh
    Er stolpert über ein Loch, rennt in einen Ast oder bremst ungeschickt
  • Das Spiel dauert zu lange
    Die Erregung steigt, die Müdigkeit macht intoleranter

SO UNTERBRICHST DU EIN SPIEL NETT

Am Schönsten ist es natürlich, wenn die Hunde sich selber runterregulieren können. Wenn sie dies von sich aus noch nicht können, hilfst du deinem Hund, indem du selber auch in Bewegung bleibst und ihn zwischendurch abrufst und ein kurzes Cool Down machst.

Nutze zum Rausrufen, den doppelten Rückruf. Dieser macht es dem Hund leichter, sich vom anderen Hund zu lösen. Spielen die Hunde mehr oder weniger an einem Ort, könnt ihr auch zu den Hunden gehen und diese mit einem Keks vor der Nase nett aus der Situation abholen.

Wichtig ist dabei, dass alle Hunde gleichzeitig aus dem Spiel abgeholt / abgerufen werden, so dass nicht plötzlich einer zum Gejagten wird. Leider ist mir das bei Jason in den Welpen-/Junghundestunde ein paar Mal passiert: er kam auf Rückruf und alle anderen Hunde folgten ihm statt dem Ruf des Besitzers. Und so hat er gelernt, dass er selber erst die anderen Hunde stoppen muss, wenn er zu mir kommt. So musste ich lange darauf achten, wann ich ihn abrufe und er dieses Verhalten so wieder verlernen konnte.

Und wenn du bereits im Welpenalter damit beginnst, fällt es deinem Hund später leichter, sich aus einem Spiel zu lösen. Erst recht, wenn er danach noch was Tolles bei dir machen darf und danach gleich wieder ins Spiel entlassen wird.

Wenn es aber dafür schon zu spät ist und die Erregung bereits so hoch ist, dass auch ein doppelter Rückruf nicht mehr funktioniert, nutze ein konditioniertes Entspannungssignal (den Aufbau dazu findest du HIER). Dieses hilft deinem Hund, die Erregungskurve noch in der Interaktion runterzufahren und für deinen Rückruf wieder empfänglich zu werden. Das konditionierte Entspannungssignal kannst du übrigens auch innerhalb eines Spiels nutzen, um deinen Hund zu einem ruhigeren Spiel zu veranlassen.

SPIEL IST ABER NOCH VIEL MEHR

Deshalb geht es hier gleich zu den weiteren Artikeln mit den folgenden Themen:

  • Alles rund ums Spiel
  • Die Vorderkörpertiefstellung
  • Das Spielgesicht
  • Spieltypen und -arten
  • Mobbing unter Hunden
  • Was du selber tun kannst, damit es harmonisch bleibt

© 2020 –  Teamschule.ch – Monika Oberli

Ein Gedanke zu “Ist es Spiel oder ernst?

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