Abbruchsignale – unerwünscht?

Gerüchtehalber taucht immer wieder auf, dass positiv arbeitende Hundehalter und Trainer ihren Hunden weder Grenzen setzen noch Abbruchsignale nutzen. Ist dem wirklich so?

BEDEUTUNG DES WORTES

Das Wort „Abbruch“ ist erst einmal wertneutral. Denn es  steht genauso für den Abbruch eines Gebäudes oder einem Stück Schokolade wie für den Abbruch eines Verhaltens – aus eigenem Antrieb oder auf ein bekanntes Signal.

Trotzdem sage ich lieber Unterbrecher- statt Abbruchsignal. Denn ein Abbruchsignal ist meist mit Verboten und unerwünschtem Verhalten verbunden. Aber Unterbrecher sind für mich viel mehr. Denn Unterbrecher stoppen jedes Verhalten. Natürlich nur, wenn Derjenige an den er gerichtet ist, auch darauf reagieren kann.

Und wir alle nutzen bewusst oder unbewusst unzählige Verhaltensunterbrecher

  • „Absitzen“ unterbricht das Stehen oder Weitergehen des Hundes
  • „Warte“ unterbricht das Weiterlaufen des Hundes
  • „Schau mich an“ unterbricht das Anschauen eines anderen Hundes
  • „Komm zu mir“ unterbricht das Suchen nach Futter
  • „Gib es mir“ unterbricht das Festhalten eines Gegenstandes
  • Das Signal zum Spiel unterbricht das Schnüffeln am Boden
  • ….

Selbst Unterstützungssignale oder der Marker unterbrechen das vorhergehende Verhalten

Die obige Liste zeigt, dass du sehr viele Möglichkeiten hast, das aktuelle Verhalten deines Hundes zu verändern.

Und auch zum Abbruchsignal gibt es viele Alternativen wie das nebenstehende Video zeigt.

BESONDERE UNTERBRECHERSIGNALE
Das bedürfnisorientierte und verstärkende Training kennt diverse Unterbrechersignale, die positiv aufgebaut in vielen Situationen helfen

  • einen Ankündiger für das Festhalten (Geschirrgriff) für Notsituationen
  • ein Umkehrsignal (U-Turn) für Begegnungen auf engen Wegen
  • Entspannungssignale wenn die Erregung steigt
  • Stoppsignal bei dem der Hund erst einmal innehält und auf ein weiteres Signal wartet

ABER ES FUNKTIONIEREN DOCH AUCH ANDERE ABBRUCHSIGNALE

Natürlich funktionieren auch jene Unterbrecher, denen etwas Unangenehmes folgt wie

  • körpersprachliches Eingreifen:  Wegziehen, in den Hund reinlaufen, ihn blocken, gross machen….
  • erschrecken oder Schmerz hinzufügen mit oder ohne Hilfsmittel: Wasser, Rütteldose, lauter Stimme, Ferntrainer, zwacken, treten…

Und auch da greift die klassische Konditionierung. Dann reicht irgendwann ein Schultern straffen, der Anblick der Wasserflasche oder ein Gschsch, damit der Hund sein Verhalten unterbricht.

Bedenke aber, dass der Hund danach nicht zwingend ein Verhalten zeigt, das in deinem Sinne ist, so dass du auch dieses wieder abbrechen musst. Da ist es doch wesentlich einfacher, ihm gleich zu sagen, was er tun soll.

Du entscheidest wie du handelst!
Dein Hund jedoch trägt die Konsequenzen daraus und fühlt die Emotionen.

UND WENN DU VERHALTEN IMMER WIEDER UNTERBRECHEN MUSST

Aber das Ganze hat auch eine Kehrseite. Denn egal wie gut das Signal aufgebaut ist und wie toll der Hund die Belohnung dafür findet, es stört ihn auch in seinem eigenen Erkundungsverhalten.

Und wenn du den Hund im Wald immer wieder zurückrufen musst, damit er nicht zu weit vorläuft, ist dies für ihn sehr anstrengend. Dann nimm ihn lieber einen Moment an die lange Leine . Nicht um ihn zu bestrafen sondern um ihm und dir mehr Entspannung zurück zu geben. Oder lass für eine Weile diese Orte und Situationen aus bis der Hund diese besser schafft.

Und ja, manchmal braucht es Kraft, um bei belastenden Themen immer wieder die wünschenswerten Elemente im Verhalten zu suchen, die belohnt werden können oder nett ein Verhalten zu unterbrechen. Aber es lohnt sich, denn langfristig wird der Hund immer öfters ohne unser Zutun das gelernte erwünschte Verhalten zeigen. Denn auch für ihn fühlt sich dieses gut an.

Deshalb: Auch positiv arbeitende Hundehalter unterbrechen unerwünschte oder gefährliche Verhalten, dies aber nett und mit Signalen, die der Hund kennt.

Positives Training wird dann einfach, wenn man es verstanden hat, wie ein Hund lernt (Andreas Canis)
…und wie man als Mensch dies in einem achtsamen Training umsetzen kann (TeamSchule)

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© 2018 – Teamschule – Monika Oberli

 

4 Gedanken zu “Abbruchsignale – unerwünscht?

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