Geht es darum, wie wir unsere Hunde ausbilden, gehen die Meinungen teils weit auseinander. Da gibt es die einen, die behaupten, ohne Korrekturen geht es nicht, während wiederum andere sagen, Korrekturen/Strafen braucht es nicht.
Schauen wir uns deshalb einfach mal an, was die Wissenschaft dazu sagt:
VERHALTENSÄNDERUNG DANK VERSTÄRKEN oder HEMMEN VON VERHALTEN
Wir können durch Hinzufügen von Angenehmem* erwünschtes Verhalten verstärken, so dass dieses häufiger auftritt. Wir können aber auch durch Hinzufügen von Unangenehmen* unerwünschtes Verhalten hemmen, so dass dieses irgendwann seltener auftritt.
*In der Lerntheorie Belohnung und Strafe genannt
Eine Verhaltensveränderungen wird somit immer stattfinden, wenn dem Verhalten eine Konsequenz folgt. Diese Konsequenz kann von Dritten hinzugefügt werden oder aus dem eigenen Handeln heraus entstehen: das Rennen über eine Wiese macht Spass, aber das Rennen durch eine Dornenhecke wirkt schmerzhaft. Auch ein „NEIN“ funktioniert, jedoch bestimmt auch hier die nachfolgende Konsequenz, wie es sich für den Hund anfühlt.
Eine Konsequenz wirkt belohnend/verstärkend, wenn sie sich für den Hund in dem Moment gut anfühlt: dies kann je nach Hund und Situation ein einfacher Keks sein, aber auch die Aufmerksamkeit von dir oder die Freigabe zum Schwimmen oder Spielen mit dem Hundekumpel.
Eine Konsequenz wirkt strafend/hemmend, wenn sie sich für den Hund in dem Moment unangenehm anfühlt: das kann das Wegnehmen eines Spielzeugs sein, aber auch das Erheben der Stimme, ein körpersprachliches Einwirken oder das Werfen mit Gegenständen. Ebenso zeigen Geräusche wie ein „Schscht“ oder „Hey“ Wirkung, wenn sie zuvor negativ konditioniert wurden, das heisst der Hund hat gelernt hat, dass danach eine negative Konsequenz folgen kann.
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Deshalb spielt es keine Rolle, wie wir das Kind benennen, es bleibt dabei: Etwas Angenehmes wie nette Aufmerksamkeit, ein Lob oder ein Keks erhöhen die Häufigkeit des erwünschten Verhaltens. Das Unangenehme wie Strafe, Korrektur oder Einschränkung vermindert erstmal das Weiterausführen eines Verhaltens.
ABER ES FUNKTIONIERT DOCH
Und ja natürlich funktionieren Korrekturen. Das besagt ja auch schon die Lerntheorie.
Und es spricht ihnen auch Niemand ab, dass diese sehr schnell Wirkung zeigen können. Denn biologisch gesehen macht es Sinn, auf etwas Unangenehmes / Gefährliches schnell zu reagieren – nur das sichert das Überleben. Während der verpasste Hase lediglich eine ungenutzte Chance ist und sich morgen schon der nächste Hase zeigen kann.
Aber wir wissen nie genau, auf welche seiner Verhalten der Hund die Korrektur bezieht.
VERSTÄRKEN ODER KORRIGIEREN
Aber es macht für den Hund es einen grossen emotionalen Unterschied, ob er für sein Tun belohnt oder in seinem Tun negativ unterbrochen wird. Insbesondere wenn er noch nicht einmal weiss
- was er falsch gemacht hat
- oder was er anders hätte machen können
Schauen wir es doch einfach mal wie ein Hund auf ein negativ (aversiv) aufgebautes Abbruchsignal reagiert:
Ursprünglich gab es hier noch einen Link auf ein Video, welches unter dem Titel „Meins“, ich liebe…“ in der offenen Hundeteamschule HTS-Gruppe gepostet wurde. Auf diesem wird ein Welpe gezeigt, der über Korrektur gelernt hat, dass fliegender Käse etwas Unangenehmes ankündigt.

Ein eigenes Bild eines Hundes, der Meide-verhalten zeigt weil Jason hinter ihm läuft.
Der darauf zu sehende Welpe zeigt nach dem mehrmaligen wortlosen Werfen und korrigieren klares und sehr starkes Meideverhalten – man erkennt angelegte Ohren, einen eingeklemmten Schwanz und wie er geduckt weg läuft. Als die Besitzerin sich nähert, wedelt er verhalten, behält den Schwanz aber unten und zieht sich noch weiter zurück. Dabei behält er das Käsestückchen fest im Blick, so als ob davon die Gefahr ausginge und nicht vom Besitzer.
Auch Shadow legt im Video kurz die Ohren an, kommt aber danach freudig und gerne zu mir und kann sich auch frei um den Käse bewegen. Sehr schön zu sehen ist auch, dass er schon beim ersten Mal auf Distanz und ohne körperliches Eingreifen auf unser positiv aufgebautes Signale reagiert.
Das Video von Shadow zeigt aber auch, dass positiv ausgebildete Hunde genauso Regeln und Unterbrechersignale kennen und auch befolgen. Danach gehen sie aber nicht ins Meiden sondern kommen gerne und ohne Beschwichtigung zu ihrem Besitzer.
Und genau das ist es, weshalb es für mich nur den Weg des achtsamen und fairen Trainings geben kann. Denn dieses bildet den Hund mit so viel Verstärkung wie möglich, so wenig negativer Strafe wie nötig und dem vollständigen Verzicht auf positive Strafe aus (mehr zu diesen Begriffen findest du bei den 4 Quadranten der Operanten Konditionierung)
- Und hier geht’s gleich weiter zu den Fake News über positives Hundetraining
Von Superleckerchen und Wattebauschwerfern
- FORTSETZUNG: Korrekturen sind doch keine Strafen!
© 2020 – Teamschule – Monika Oberli
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