Die Belohnungs-Hierarchie

Nur wenn deine Belohnung zum Bedürfnis und den Erwartungen deinen Hund passen, wirken sie verstärkend auf sein Verhalten. Hierbei helfen dir Belohnungslisten.

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SEI KREATIV

Überleg dir Zuhause erst einmal in aller Ruhe womit du deinen Hund belohnen könntest.

Schreib dir auch Belohnungen auf, die dein Hund megatoll findet, du aber nie verwenden würdest, wie zum Beispiel Wälzen in Fuchskacke. Damit weisst du auch, welche Versuchungen für deinen Hund besonders schwer sind.

Ordne anschliessend die gefundenen Belohnungen nach der Wichtigkeit für deinen Hund.

BELOHNUNGSLISTE

So könnte deine Liste am Ende vielleicht ausschauen:

  1. Katzen/Vögel jagen (= Prio 1)
  2. Kot fressen
  3. Spuren verfolgen im Wald
  4. Spielen mit anderen Hunden
  5. Distanzvergrösserung bei Gefahr
  6. Distanzverringerung bei tollen Sachen
  7. Buddeln
  8. Wälzen
  9. Zerrspiel mit dir
  10. Felldummy nachjagen
  11. Rennspiel mit dir
  12. Ball nachjagen

13. Zerkauen von Ästen
14. Schnüffeln im Gras
15. Spiel mit dir
16. Verfolgen von rollenden Keksen
17. Versteckte Leckerchen/Spiel suchen
18. Fangen von fliegenden Keksen/Gegenständen
19. Fressen eines Kauartikels
20. Fressen eines Käsestückchens
21. Fressen eines Kekses aus der Hand
22. Aufmerksamkeit von dir
23. Streicheleinheiten
24. Lob

Ordnest du die Belohnungen auch noch thematisch, kommen dir bestimmt noch viele weitere Belohnungsmöglichkeiten in den Sinn. Hier einige Beispiele: Futterbelohnungen, Spielbelohnungen, Umweltbelohnungen, Lieblingsübungen usw.

UNTERSCHIEDLICHE BELOHNUNGSLISTEN

Selbstverständlich kannst du dir für unterschiedliche Anforderungen auch verschiedene Listen erstellen – wie zum Beispiel für den Hundesport, das Tricktraining, den Alltag etc.

BELOHNUNG ZUORDNEN

Damit hast du bereits eine schöne Auswahl an Belohnungsmöglichkeiten. Und nun schaue dir an, zu welcher Situation und welchem Bedürfnis die jeweilige passen könnte.

So ist im Tricktraining ein Keks aus deiner Hand ideal, um deinen Hund möglichst schnell und oft zu belohnen. Der Hund hingegen, der sich vom Reh abrufen lässt, wird mit der Jagd nach dem Felldummy erst richtig belohnt. Der Keks hingegen nicht oder nur beiläufig genommen.

BELOHNUNG IST NICHT GLEICH BELOHNUNG

Wenn du dann die Belohnung auch möglichst passend zum jeweiligen Bedürfnis deines Hundes wählst, wird sich dein Hund richtig gut belohnt fühlen. Man spricht in der Lerntheorie deshalb auch lieber von Verstärkern statt Belohnungen. Denn nur, wenn der Hund sich belohnt und nicht nur gefüttert fühlt, wird er das neue Verhalten öfters zeigen.

Wenn ihr daher bei einem Verhalten nicht weiterkommt, obwohl du es oft und gut belohnt hast: Dann schau nicht nur, ob du das richtige Verhalten belohnst, sondern auch, ob es vielleicht einen besseren Verstärker gäbe.

Denke dabei immer daran:

Es ist dein Hund, der bestimmt, ob eine Belohnung auch wirklich belohnend für ihn ist.

Nutze daher Belohnungen

  • die tatsächlich verstärken
  • die zur Situation, Leistung und zum Ausbildungsstand passen
  • die auch mal überraschen
  • um bereits erlernte Verhalten zu festigen
  • um deinem Hund eine Freude zu machen


GUTE VERSTÄRKER

BELOHNUNG PASSEND ZUM TRAINING

Je besser die Belohnung zur Aufgabenstellung passt, desto effektiver ist auch dein Training.

  • Soll dein Hund eine ruhige Aufgabe wie ein Warten oder ein Sitz lernen, sollten auch die Zwischendurch-Belohnungen und das Lob eher ruhig sein. Dafür kannst du die Übung mit einem geworfenen Ball beenden und damit gleichzeitig die Spannung abbauen
  • Übst du hingegen den Rückruf, wo eine schnelle Reaktion erwünscht ist, dann darf deine Belohnung auch anfeuernd wirken.

Auch die Wertigkeit deiner Belohnung hat Einfluss auf das Training

  • Ist die Wertigkeit der Belohnung zu hoch, dann braucht dein Hund viel Impulskontrolle um sich auf das Training zu konzentrieren
  • Ist sie zu langweilig verliert dein Hund das Interesse

…und seine Konzentration lässt in beiden Fällen nach

BELOHNUNG PASSEND ZUR ABLENKUNG

Nimm dir noch einmal deine Belohnungsliste zur Hand und such dir alle Belohnungen heraus, welche für deinen Hund selbstbelohnend sind wie zum Beispiel eine Katze jagen, im Kot wälzen oder Spuren verfolgen. Da reicht es nicht, mit trockenen Keksen aus der Hand dagegen zu halten.

Diese Reize sind nämlich gleichzeitig auch Ablenkungen und Versuchungen, die für deinen Hund in der Regel weit oben stehen. Natürlich kannst du deinen Hund da nicht mit der Jagd einer Katze belohnen. Aber vielleicht entschädigt ihn das wilde Spiel mit einem Felldummy dafür dass er deinem Rückruf gefolgt ist, statt der Katze. Und wenn dein Hund eine tolle Spur entdeckt hat und ihr nicht einfach nachgeht, kannst du ihn auch mal damit belohnen, dass ihr gemeinsam der Spur folgt.

Glaub aber bitte nicht den Aussagen, dass du immer interessanter sein musst als die Versuchung. Denn es wird immer etwas geben, das du nicht toppen kannst. Da helfen dir nur hochwertig aufgebaute Signale und Alternativverhalten sowie ein gutes Management.

BELOHNUNG PASSEND ZUR ÖRTLICHKEIT

Zuhause kann ein einfaches Käsestückchen genau so hochwertig sein wie das Spielendürfen mit anderen Hunden auf dem Spaziergang.

Ebenso genügt oft ein einfacher Keks, wenn du deinen Hund in die Küche rufst. Während der Abruf von einer lecker riechenden Wurst mindestens einer ebenso hohen Belohnung bedarf.

BELOHNUNG PASSEND ZUM TRAININGSSTAND

Stehen du und dein Hund noch am Anfang eures Trainings, dann sollte die Belohnung bis zum fertigen Ergebnis immer möglichst hochwertig sein. Bei einem fertig ausgebildeten Hund reichen auch mal Lob und variable Belohnungen. Letztere dürfen natürlich durchaus auch mal hochwertig sein, um die Motivation hoch zu halten. Und meist hat der Hund bei einem guten Aufbau auch Freude am Ausführen der Aufgabe selbst.

Auch verändern sich im Laufe eines Hundelebens Bedürfnisse. Überprüf daher deine Liste regelmässig auf Aktualität und pass sie den Gegebenheiten an.

BELOHNUNG ZUR SIGNALAUFLADUNG

Manche Signale wie zum Beispiel deine Entspannungssignale oder dein Rückruf nutzen sich durch häufigen Gebrauch im Ernstfall leider auch ab und müssen deshalb wie ein Akku immer wieder neu aufgeladen werden. Auch Signale, welche du selten benutzt, müssen zwischendurch auf die Ladestation, damit sie nicht vergessen gehen.

Dazu reichen in der Regel wenige Wiederholungen mit passender Belohnung, die du in ablenkungsarmer Umgebung durchführst.

LOB UND AUFMERKSAMKEIT ALS WEITERE BELOHNUNGS-MÖGLICHKEIT

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Dein ausgebildeter Hund freut sich aber auch über ein ehrlich gemeintes Lob zwischendurch. Und für manchen Hund ist das anerkennende Lob mindestens so viel Wert wie ein Keks.

Lobe deinen Hund zwischendurch auch für ganz alltägliche Dinge wie ein entspanntes Schnüffeln am Wegesrand oder das Vorbeigehen an Sachen, die ihm früher ein Bellen entlockt hätten. 

Sei mit deinem Lob aber ehrlich und nutze es nicht manipulativ nur weil du damit etwas erreichen möchtest! 

Jemand hat mal gesagt: „Ein erfolgreicher Trainer lobt* seinen Hund 6 mal häufiger…“.
Sei daher auch du ein erfolgreicher Trainer deines Hundes! (* im Sinne von belohnen)

Mehr zum Thema Belohnungen hier:

(c) 2017 (überarbeitet 2021) TeamSchule – Monika Oberli

6 Gedanken zu “Die Belohnungs-Hierarchie

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