Die Hundezunge – so vielfältig wie kaum ein anderes Werkzeug. Denn egal, was der Hund gerade braucht, die Zunge formt es: die Kelle zum Trinken, die Zange zum Festhalten und die Schaufel zum Fressen. Ausserdem dient sie dem Hund als weiteres Sinnesorgan zum Fühlen und Schmecken.
DIE ZUNGE UND IHRE GESCHMACKSWAHRNEHMUNG
Während uns der Hund beim Riechen deutlich überlegen ist, haben wir beim Geschmack die Nase vorne. Die Hundezunge besitzt nämlich nur etwa 1’700 Geschmacksknospen und somit vier mal weniger als wir. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass er sich beim Fressen mehr auf seinen Geruchsinn als die Zunge verlässt.
Dieses stärkere Verlassen auf den Geruch kannst du auch für deine Belohnungen nutzen: Mische dazu die gesunden Leckerchen mit Würstchen, Käse und Co. Dadurch riechen auch deine Trockenkekse leckerer.
Oder aber du gibst einen Teil deines Futters in ein Glas und legst ein Säckchen mit Käse, Speck oder sonst etwas kräftig riechendes für eine Weile dazu. Gerade Letzteres ist für Hunde, die nicht alles fressen dürfen, sehr praktisch.
Aber trotzdem schmeckt der Hund natürlich auch was er frisst. Denn wie bei uns sind über die gesamte Hundezunge Geschmackspapillen verteilt, deren Geschmacksknospen dafür sorgen, dass er den Geschmack wahrnimmt. Dabei geht man davon aus, dass verschiedene Geschmacksrichtungen auch in unterschiedlichen Zonen wahrgenommen werden:
- Süss wird an der Zungenspitze wahrgenommen
- Salzig und sauer an den Seitenrändern des Zungenkörpers
- Bitter und umami (fleischig und herzhaft) am Zungengrund
Diese Zuordnung wird jedoch zunehmend in Frage gestellt.
Aber unabhängig davon, wo Jemand etwas schmeckt oder wie viele Rezeptoren ihm zur Verfügung stehen, ohne Geruchssinn geht nichts. Denn ohne Geruchssinn schmecken wir nichts. Du kannst es gerne mal ausprobieren, indem du dir die Nase während des Essens zuhältst.
DIE ZUNGE ZUR GERUCHSAUFNAHME
Sicher hast du deinen Hund auch schon dabei beobachtet, wie er intensiv an Pipistellen leckt und schmatzt, manchmal entdeckst du dabei auch noch Schaum am Maul. Oder aber du siehst, wie er ganz bewusst die Luft durch sein leicht geöffnetes Maul einatmet.
Beides hilft deinem Hund den Geruch noch genauer zu analysieren. Denn in dem Moment nimmt er den Geruch nicht nur mit der Nase wahr, sondern führt diesen zusätzlich mit seiner Zunge zu einer speziellen Stelle in seinem Maul, dem sogenannten Jacobson Organ.
Das Jacobson Organ liegt direkt hinter den oberen Schneidezähnen. Es handelt sich dabei um eine kleine Öffnung im Gaumen von Hunden und vielen anderen Tieren, welche über einen Kanal direkt mit der Nase verbunden ist. So kann der Hund die Pheromone aus dem Urin aufschlüsseln und erfährt dadurch viel über Geschlecht, Alter, Hormonstatus… des anderen Hundes.
ZUNGENAKROBATIK
Für die Formbarkeit der Zunge sorgen starke Muskeln in der Hundezunge. Während die innere Muskulatur für die Formgebung der Zunge zuständig ist, sorgt die äussere für deren Beweglichkeit.
Und als weitere Besonderheit sitzt in der Zungenspitze ein bindegewebsartiger Strang, die sogenannte Lyssa (Tollwurm). Diese ermöglicht es dem Hund, die Spitze praktisch unabhängig vom Rest zu bewegen. Da wundert es nicht, dass die Hundezunge teils so akrobatische Verrenkungen zu Stande bringt.
Die eigenartigen Bewegungen der Zungenspitze führte dazu, dass man diesen Schlauch nach der griechischen Göttin „Lyssa“ (Göttin der Wut) benannte. Im Mittelalter nahm man sogar an, dass dort der Sitz der Tollwut liege. Und so versuchte man deren Ausbreitung durch Abschneiden der Zungenspitze zu verhindern.
Die Zunge erleichtert aber auch die Kommunikation und selbst bei der Temperaturregulierung und zur Geschmackerkennung ist sie unverzichtbar.
DIE VIELFÄLTIGEN EINSATZMÖGLICHKEITEN DER ZUNGE
Die Zunge dient dem Hund nicht nur zur Nahrungsaufnahme und Weiterbeförderung der Nahrung. Mit ihr kann er auch Dinge erkunden und schmecken was er gerade isst. Selbst bei der Körper- und Maulpflege ist sie unverzichtbar und ohne sie fiele ihm auch die Regulierung seiner Körperwärme schwerer. Und für uns ist sie ein gutes Indiz für seinen Gesundheitszustand.
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Die Zunge wirkt beim Trinken wie eine Kelle. Schau dir das Video dazu weiter unten an |
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Dank ihrer Beweglichkeit kann die Zunge problemlos grosse und auch ganz kleine Dinge ins Maul befördern |
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Dein Hund kann nur über die Zunge (und Pfoten) schwitzen. Ihre Länge zeigt dir, wie sehr sie arbeiten muss. |  |
Die Zunge deines Hundes verrät dir viel über seinen körperlichen Zustand |
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Wie oben gesehen, kann der Hund mit der Zunge auch Schmecken, Gerüche aufnehmen, sie fühlt aber auch, was der Hund gerade ins Maul nimmt. |  |
Sie kann aber auch einfach ganz eigene Formen annehmen |
DIE ZUNGE ALS KELLE BEIM TRINKEN
Hast du deinem Hund schon mal auf die Zunge geschaut und gesehen wie geschickt er seine Zunge zum Trinken nutzt? Dein Hund ist nämlich nicht in der Lage Wasser aufzusaugen.
Stattdessen formen sie ihre Zunge zu einer kleinen Kelle und tauchen diese ins Wasser ein. Beim schnellen Hochziehen bildet sich eine Wassersäule, die der Hund mit den Zähnen abbeisst bevor sie in sich zusammen- und zurück ins Wasser fällt.
DIE ZUNGE ALS SCHAUFEL BEIM FRESSEN
Auch beim Fressen zeigt die Zunge ihre akrobatischen Fähigkeiten. Ihre Bewegungen führen nämlich nicht nur das Fressen ins Maul, sie walken grössere Stücke auch durch bevor diese von den kleinen und grossen Speicheldrüsen gut eingefeuchtet die Speiseröhre heruntergleiten.
Und wenn man sich im Video die Zunge von Shadow anschaut, mutet es fast als Wunder an, dass er nie drauf beisst.
DEIN HUND KANN SICH MIT DER ZUNGE KÜHLUNG VERSCHAFFEN
Einen Grossteil der Wärme führt der Hund über seine Pfoten ab. Bei grosser Anstrengung oder im Sommer reicht dies aber nicht und seine Zunge kommt zum Einsatz.
Je wärmer dein Hund dabei hat, desto mehr vergrössert sich die Fläche für den Wärmeaustausch – sie wird breiter und er streckt sie auch weiter raus. Reicht dies nicht aus, beginnt der Hund zusätzlich zu hecheln. Der dabei erzeugte Luftstrom sorgt für zusätzliche Kühlung.
Jedoch kann der Hund seinen Körper dadurch nur minimal abkühlen. Zudem ist diese Art der Kühlung sehr anstrengend und verbraucht viel Flüssigkeit. Mute deinem Hund deshalb diesen Kraftaufwand nicht lange zu. Und gib ihm zwischendurch unbedingt Wasser, damit er nicht austrocknet. Dieses alles gilt noch viel mehr für Hunde, deren Zunge aufgrund der kurzen Nase fast permanent aus dem Maul hängt.
DIE ZUNGE ALS GESUNDHEITSANZEIGER
Die blaue Farbe ist
bei diesem Hund ganz normal
Es lohnt sich, dass du die Zunge deines Hundes einmal ganz genau anschaust und dabei speziell auf die Farbe der Zunge zu achtest. Bei den meisten Hunden zeigt diese im gesunden Zustand eine blassrosa Farbe. Es gibt aber auch Hunde, deren Zunge blaue Flecken aufweist oder sogar ganz blau ist.
Zeigt die Zunge eines Tages dann plötzlich eine andere Färbung, kann dies ein Hinweis auf eine Erkrankung sein:
Nach einem Krampfanfall ist die Zunge dieses Hundes leicht bläulich
- STÄRKER GERÖTET: Ist dies nur kurzfristig, deutet dies auf Anstrengung und Erregung hin. Hält die Rötung jedoch länger an, ist dies in der Regel ein Zeichen für einen entzündlichen Prozess im Körper
- BLÄULICH: Dies kann ein Hinweis auf einen Flüssigkeitsmangel sein. Aber auch auf einen Sauerstoffmangel oder ein Herzprobleme
- GRÄULICH/BLASS: Dies kann auf Blutarmut infolge einer inneren Blutung, einer Kreislaufschwäche nach einer Vergiftung oder auf eine andere Krankheit hinweisen, welche das Blut beeinflussen
- Eine Vergiftung kann aber auch zu anderen Farbveränderung der Zunge führen, abhängig von der Art des Giftes
- Auch nach einer grösseren Anstrengung kann die Farbe kurz etwas dunkler sein. Hat sich der Hund jedoch erholt und ausreichend getrunken, muss sie schnell wieder die normale Farbe annehmen
Da diese Veränderungen oft auch das Zahnfleisch betreffen, kannst du durch durch einen einfachen Kapillarfüll-Test prüfen wie kritisch es ist. Drück dazu auf das Zahnfleisch und zähle die Sekunden bis die Druckstelle wieder die vorherige Farbe angenommen hat. Dies sollte innerhalb von 1 bis 2 Sekunden geschehen sein. Dauert es länger ist ein gesundheitliches Problem sehr wahrscheinlich.
Bei einer Magen-Darm-Erkrankung entsteht auch gerne mal ein weisslicher Belag auf der Zunge. Dieser ist aber fast immer unproblematisch. Es kann aber auch ein Leberproblem dahinterstecken
DIE ZUNGE ALS MEDIZIN
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass der Hundespeichel desinfizierend wirkt und bestimmte Bakterien abtöten kann, wenn der Hund diesen mit der Zunge über die Wunde leckt (Link). Auch auf das Wachstum gutartiger Mikroorganismen soll er förderlich sein. Ebenso hat sich gezeigt, dass Kinder, die mit Hunden aufwachsen sind im Schnitt weniger anfällig für bestimmte Erkrankungen sind, wobei hier mehrere Gründe mitspielen (Link).
Da der Hund aber auch Krankheitserreger übertragen kann, die sich auf seiner Zunge und in seinem Speichel befinden, empfiehlt sich nicht, dies als gängige Behandlungsmethode zu wählen.
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