2004 zog Sandro, ein 7 1/2 jähriger Collie-Appenzeller-Mix bei uns ein. Und obwohl ich als Jugendliche unzählige Hunde von Nachbarn betreut und viele schöne Momente mit ihnen erlebt habe, wusste ich damals nicht viel mehr über Hunde, als dass sie 4 Beine haben und dass das, was man vorne rein gibt, irgendwann hinten wieder rauskommt 😀
Aber schon bald zeigte sich, dass das nicht reicht, hatte Sandro doch diverse Ängste und Unsicherheiten mitgebracht. Alle, die ich um Rat anfragte, zuckten jedoch entweder die Schultern oder sie lachten über meine Idee und meinten: „Da kann man nichts machen, das wird mit den Jahren sogar noch schlimmer“. Bücher oder gar Internet gab es damals auch noch so gut wie keine oder zumindest nicht das, was ich suchte. Denn mir war sofort klar: mit Druck und Zwang wollte ich nicht arbeiten.
Aber dass es nichts gibt, was man tun kann, konnte und wollte ich auch nicht akzeptieren. Und so machten Sandro und ich uns auf die Suche nach dem, was ihm helfen würde seine Ängste zu verlieren und sein Selbstvertrauen zu stärken. Wie uns dies gelang und welche Entspannungs- und Bewältigungsstrategien er dabei lernte, habe ich zum Teil auf seiner Seite beschrieben: Sandro – unser liebenswürdige Mischling
DEIN HUND SPRICHT MIT DIR
Neben Trainingsansätzen, TTOUCH, Klicker und Co waren es vor allem Sandros feinen Signale, die uns den Weg ebneten. Sie zeigten mir wie er sich gerade fühlt und lehrten mich seine Emotionen und Bedürfnisse zu sehen und verstehen. Sie sagten mir aber auch, ob er bereit war, den nächsten Schritt zu tun oder ob er lieber noch etwas warten möchte.
Damals hatte ich für all diese Signale natürlich noch keinen Namen und so war es eine Offenbarung als das Buch von Turid Rugaas „Calming Signals“ in Deutsch auf der Bildfläche erschien. Leider wurde zu dem Zeitpunkt der Begriff „Calming Signals“ zu Unrecht nur mit „Beschwichtigungssignalen“ übersetzt. Denn Turid Rugaas beschreibt in diesem Buch ebenfalls die Beruhigungs- und Übersprungssignale. Diese einseitige Übersetzung führte dann auch dazu, dass nun plötzlich alle gähnten, wenn ihr Hund beunruhigt war und auf jedes Züngeln fast schon panisch reagiert wurde. Beides für mich schon damals nicht nachvollziehbar. Und ich begann mich noch mehr in dieses Thema zu vertiefen.
Seitdem hat mich die hündische Sprache nicht mehr losgelassen und ich habe unter anderem unter Anleitung von Udo Ganslosser unzählige Stunden damit verbracht, Verhalten zu beobachten und zu beschreiben. Dabei legte er grossen Wert darauf, dass wir uns nicht durch Interpretationen verleiten lassen. Hinzu kommen viele Jahre zusätzliche Beobachtungen an meinen eigenen Hunden, den Hunden auf den Spaziergängen und in meiner Hundeschule.
Seit 2016 durfte ich dieses Wissen in den regelmässig stattfindenden Online-Seminaren „Fremdsprache Hündisch – erkenne und verstehe die Signale“ bereits an zahlreiche interessierte Teilnehmer weitergeben.
© 2020 Monika Oberli, Teamschule.ch