Bis dein Hund erwachsen ist, durchlebt er bis zu 5 Phasen in denen er Vielem gegenüber skeptischer oder ängstlicher reagiert als sonst. Selbst Altbekanntes kommt ihm auf einmal spooky vor,
Abhängig vom Hundetyp und Lernerfahrung reagiert er in dann mit einem der 4 F auf das vermeintlich Gefährliche – der eine versucht zu flüchten, der andere setzt auf Angriff. Und der nächste versucht es durch sein Bellen auf Distanz zu halten.
DARAN ERKENNST DU DIE SPOOKY-PHASEN

In diesen Fremdelphasen ist dein Hund vielleicht
- unsicherer oder gar ängstlicher wie sonst
- oft deutlich schreckhafter
- Neuem gegenüber eher skeptisch eingestellt
aber auch viel Bekanntes wird oftmals neu bewertet.
DEIN HUND IST KEIN WOLF, ABER…
…ein wenig Wolfserbe steckt auch noch ihm. Und betrachtet man die Entwicklung eines Wolfswelpen, machen diese Phasen durchaus Sinn.
Denn jede dieser Phasen ist gleichzeitig auch der Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Wären die jungen Wölfe in diesen Momenten nicht vorsichtig, selbst Vertrautem gegenüber, wären ihre Überlebenschancen wohl ziemlich gering.
Etwas von diesem wölfischem Verhalten ist bis heute bei unseren Haushunden hängen geblieben. Das zeigt sich unter anderem darin, dass auch sie noch die sogenannten Spooky Phasen durchlaufen, obwohl diese für sie nicht mehr den gleichen Nutzen wie für die Wölfe haben.
DIE 5 UNSICHERHEITSPHASEN
1. Unsicherheitsphase mit ca. 8 Wochen
Für einen Welpen ist dies oft auch der Zeitpunkt in dem er sein vertrautes Umfeld verlässt und in sein neues Zuhause zieht. Kein Wunder, dass er dort angekommen, noch keine grossen Spaziergänge machen möchte sondern lieber im näheren Umfeld bleibt. Denn noch bist du ihm und auch die Welt da draussen fremd. Lass deinem Welpen deshalb erst einmal ausreichend Zeit, sein neues Daheim und die unmittelbare Umgebung kennenzulernen. Er wird dir zeigen wann er bereit ist, weiter zu gehen.
Und auch danach sind kurze Spaziergänge zu vertrauten Orten und auf bekannten Wegen mehr als ausreichend. So kann er mit dir zusammen seine neue Welt erkunden und jederzeit bei dir Schutz finden – gerne auch mal auf dem Arm, wenn er das braucht. Mit zunehmender Vertrautheit können die Spaziergänge und -orte nach und nach ausgeweitet werden. Aber auch dann sind noch keine längeren Ausflüge notwendig. Denn noch muss er so viel Neues verarbeiten und seinen Gelenke und Knochen Zeit zum wachsen lassen.
2. Unsicherheitsphase mit ca. 3 bis 4 Monaten
Ab diesem Alter begleiten die Wolfswelpen ihr Rudel das erste Mal zum sogenannten Rendezvous-Platz (bis dahin hielten sie sich nur im Nahbereich der Höhle auf). Hier erkunden sie nun mehr und mehr ihre Umwelt. Aber auch hier immer noch gut behütet von den älteren Geschwistern, die als Babysitter amten.
Nun nähern sich die Wölfe immer mehr dem erwachsenen Alter und entsprechend nimmt auch ihre Selbständigkeit zu. Das bedeutet aber auch, dass sie neuen Gefahren begegnen und diese oft ohne Schutz der Eltern oder erwachsenen Geschwister bewältigen müssen.
Nun erweitern die jungen Wölfe ihren Aussenbereich und begleiten das Rudel immer öfters auf kurzen Streifzügen.
Auch dein Junghund wird nun mutiger und löst sich weiter von dir. Trotzdem ist er weiterhin auf dich und deinen Schutz angewiesen und achtet darauf, dich nicht zu verlieren – ausser, der Reiz vor ihm ist gerade gar zu gross. Bitte verzichte darauf, dich dann zu verstecken. Das macht ihm nicht nur Angst, im schlimmsten Fall läuft er in seiner Panik irgendwohin und ist blind und taub für Alles andere um ihn herum – somit auch für dein Rufen.
Da nun aber die Umwelt immer spannender für deinen jungen Hund wird, ist es wichtig, dass du auf dem Spaziergang zwischendurch immer wieder tolle Sachen mit deinem Hund machst und ihn nicht nur mit anderen Hunden und der Umwelt Spass haben lässt. Dann wird er auch in der Pubertät und als erwachsener Hund immer wieder gerne deine Nähe suchen. Gib ihm aber auch die Zeit, sich alleine mit den spannenden Dingen rundherum zu beschäftigen – dies am Besten an der langen Leine.
3. Unsicherheitsphase mit ca. 6 bis 9 Monaten
Ab diesem Alter begleiten die jungen Wölfe die Erwachsenen auch auf die Jagd. Richtig jagen können sie zwar noch nicht, aber sie verbessern ihre motorischen Fähigkeiten und lernen das Jagen durch zuschauen und ausprobieren.
Bei unseren Hunden erwacht nun ebenfalls das Interesse an sich bewegenden Sachen. Sie beginnen ihnen nachzulaufen und versuchen sie zu erhaschen. Auch wenn es lustig aussieht und der kleine Hund das Jagdobjekt selten erwischt, so lernt er doch wie viel Spass so ein kleines Jagdspiel macht.
Achte daher darauf, deinen Hund gar nicht erst auf den Geschmack zu bringen, weder durch Blätter- oder Schmetterlinge jagen oder Bälle werfen. So lernt er gar nicht erst, dass dies Spass macht und er hat auch keine Chance seine jagdlichen Fähigkeiten zu verbessern. Dies ist zwar keine Garantie, dass dein Hund sich nicht doch für’s Jagen von Katzen und Vögeln interessieren wird. Aber du förderst es zumindest nicht noch zusätzlich.
Ebenso beginnen nun die Geschlechtshormone Einfluss auf das Verhalten deines Hundes zu nehmen und es beginnt die Zeit der Adoleszenz* und somit der Umbau des Gehirns. Dabei wird nicht mehr Gebrauchtes entfernt und neue Verschaltungen angelegt. Kein Wunder, dass dein Jungspund in der Zeit Signale nicht mehr versteht, die er vorher perfekt beherrscht hat. Aber keine Angst, nach der Zeit des Umbaus kommen die Erinnerungen auch wieder zurück.
* Die Pubertät beginnt nach dem Zahnwechsel und endet mit der ersten Läufigkeit bzw. dem Beinheben des Rüden. Damit sind die Hunde zwar geschlechtsreif, aber noch lange nicht erwachsen. Dies ist erst nach Abschluss der Adoleszenz mit ca. 2 bis 4 Jahren der Fall (abhängig von Rasse, Geschlecht und Individuum)
4. Unsicherheitsphase mit ca. 12 Monaten bis 1 1/2 Jahren
Nun nähern sich die Wölfe immer mehr dem erwachsenen Alter und entsprechend nimmt auch ihre Selbständigkeit zu. Das bedeutet aber auch, dass sie neuen Gefahren begegnen und diese oft ohne Schutz der Eltern oder erwachsenen Geschwister bewältigen müssen.
Auch unsere Hunde werden nun immer selbstständiger. Und wie die jungen Wölfe, rechnen sie jederzeit mit neuen Gefahren. Und so erschrecken sie sich plötzlich vor Dingen, die ihnen längst vertraut waren.
Gleichzeitig werden sie wählerischer was ihre hündischen Kontakte betrifft und wollen nicht mehr zwingend mit jedem Kontakt. Weil sie aber noch nicht wissen, wie sie damit umgehen bzw. es dem anderen signalisieren sollen, sind sie auch hier auf deine Hilfe angewiesen um gute Strategien zu finden.
5. Unsicherheitsphase mit ca. 2 bis 2 1/2 Jahren
In diesem Alter verlassen viele Jungwölfe das Rudel, und streifen mit Gleichaltrigen herum bis sie ihr eigenes Rudel gründen. Dabei warten natürlich auch wieder neue Gefahren auf sie.
Deshalb wundere dich nicht, wenn dein Hund in dem Alter plötzlich auf Dinge reagiert, die er schon längst kennt. Denn auch für ihn lauern nun überall wieder neue Gefahren.
Damit endet auch der Vergleich mit dem Wolf. Denn die Domestikation und das Zusammenleben mit dem Menschen hat dazu geführt, dass unsere Hund auf dem Level eines Jungwolfes stehen geblieben sind. Wodurch nicht nur sein Bedürfnis nach Abwanderung entfallen ist, es es ermöglicht ihm auch, sein ganzes Leben mit dem Menschen zu verbringen. Etwas was selbst bei handaufgezogene Wölfe nicht möglich ist.
Durch die Vielfalt der Hunderassen sind die obengenannten Altersangaben nur ungefähre Zeitangaben. Und auch nicht jeder Hund macht diese bzw. alle Phasen durch. Aber erinnere dich einfach an die Spookyphasen wenn dein Hund etwas verbellt, was ihr längst abgehackt hattet. Oder wenn dein Junghund den Mistkübel vor der Tür plötzlich für ein gefährliches Monster hält, an dem er auf keinen Fall vorbeigehen kann.
WAS DU SONST NOCH TUN KANNST
Hab vor allem Verständnis für ihn, wenn er in einer dieser Phasen steckt und hilf ihm durch Ruhe, Gelassenheit und sozialen Support durch diese „gefährlichen“ Zeiten. Lass ihm aber auch die Zeit, sich selbst noch einmal mit all den Dingen auseinander zu setzen.
Du kannst aber auch hingehen und die Gegenstände berühren und nett begrüssen, so dass dein Hund merkt, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Dein Hund kann, muss sich ihnen aber nicht nähern.
Achte auch darauf, dass du in diesen Phasen nicht noch zusätzlich viel Neues und Aufregendes mit rein bringst. Und lass das eine oder andere, das ihn ängstigt einfach mal für eine Weile aus, wenn es nicht zwingend notwendig ist.
Dann sind diese Phasen in der Regel spätestens nach 2 oder 3 Wochen wieder vorbei.
(C) 2018 Monika Oberli, Teamschule