Die Grundbedürfnisse deines Hundes

Jeder Hund hat ein Recht darauf, dass seine Grundbedürfnisse erfüllt werden und ohne dass daran eine Bedingung geknüpft ist. 

Werden die Grundbedürfnisse eines Lebewesens wie Futter, Ruhezeiten, Beschäftigungsmöglichkeiten, Sicherheit oder soziale Zugehörigkeit über einen längeren Zeitraum nicht oder nicht ausreichend erfüllt, wird es langfristig seelisch und körperlich verkümmern.

Damit dies nicht passiert, wird er alles daran setzen, den Mangel zu beseitigen. Es wird höhere Risiken eingehen und es wird auch keine Kraft für Neues haben. Das betrifft auch das Lernen.

Dies ist auch mit ein Grund, weshalb die leider immer noch oft empfohlene alleinige Handfütterung bei ängstlichen Hunden fast immer funktioniert: Man nimmt ihnen ein elementares Grundbedürfnisse, damit sie sich trotz ihrer Furcht nähern und macht sie gleichzeitig abhängig von sich.

ERNÄHRUNG

TRINKEN


Wasser muss deinem Hund täglich in ausreichender Menge zur freien Verfügung stehen. Milch und andere Flüssigkeiten hingegen sind dafür nicht geeignet (die meisten Hunde vertragen keine Milch)

Selbst wenn dein Hund normalerweise in der Nachts nichts trinkt, muss er Zugang zum Wasser haben. Ihm den Wassernapf wegzunehmen, damit er in der Nacht nicht pinkeln muss, stellt die eigenen Bedürfnisse über die des Hundes.

Trinkmenge
Die Menge, die ein Hund trinkt, ist natürlich individuell. Sie ist nicht zuletzt abhängig von der Umgebungstemperatur und dem Aktivitätslevel. Als grober Richtwert gilt jedoch:

  • bei Trockenfutter 150 bis 300ml Wasser pro Kilo Körpergewicht
  • bei Nassfutter 60 bis 150ml Wasser pro Kilo Körpergewicht

Wenn dein Hund zu wenig trinkt
Dann probiere eine der folgenden Möglichkeiten aus

  • Gib ihm etwas Wasser in sein Futter
  • Biete ihm zwischendurch Nudelwasser oder Wasser an, das du mit ein wenig Joghurt oder Hüttenkäse versetzt hast
  • Nutze einen Springbrunnen, den es im Fachgeschäft für Hunde gibt

FÜTTERUNG



Dein Hund soll täglich mindestens eine, besser noch 2 komplette Mahlzeiten in seinen Napf bekommen.

Bei jungen und älteren Hunden ist es jedoch richtig, das Futter auf 3 bis 4 Portionen zu verteilen.

Das gilt auch dann, wenn du ihn zwischendurch mit Futterspielen beschäftigst oder er ein Teil des Futters im Trainings bekommt.

Beachte dabei die folgenden Punkte:

  • Sorge für einen ruhigen Fressplatz
    Richte den Platz in einer ruhigen Ecke ein.
    Stell den Napf auch nicht direkt neben den Wassernapf. Viele Hunde möchten nicht dort trinken, wo sie fressen.
  • Bei mehreren Hunden
    Viele Hunde finden es angenehmer, wenn sie nicht direkt Napf an Napf fressen müssen. Ob sie danach den Napf des anderen noch kontrollieren dürfen, hängt von der Konstellation deiner Hunde ab.
  • Ältere Hunde
    Wenn dein Hund früher gerne gekaut hat, bevorzugt er im Alter vielleicht weicheres Futter.
    Und weil auch die Geschmacks- und Geruchsnerven nachlassen, frisst der ältere Hund oft wieder besser, wenn das Futter erwärmt oder mit mit etwas Bouillon ergänzt wird.
  • Lass deinen Hund in Ruhe fressen
    Denn genau wie du, möchte auch dein Hund ungestört fressen können. Deshalb nimm ihm das Futter auch auch nicht zu Trainingszwecken weg. Das Ausgeben und Tauschen kannst du mit ihm unabhängig von seinen Essenszeiten üben.
    Jedoch kannst du ihm zum Abschluss noch etwas Leckeres in den Napf legen, so lernt er, dass deine Annäherung an den Napf etwas Gutes bedeutet.
  • Futternapf
    Achte darauf, dass der Napf ausreichend gross und angenehm für deinen Hund ist. Nicht jeder Hund mag aus einem Metallnapf fressen und kleinere Hunde nehmen gerne einen flachen Teller.
  • Fütterungszeiten
    Achte auf eine regelmässige Fütterung. Variiere aber die Fütterungszeiten immer ein wenig, damit dein Hund nicht irgendwann auf seine festen Zeiten besteht
  • Futter stehen lassen
    Frisst dein Hund seinen Napf nicht leer, nimm ihn nach einer angemessenen Zeit weg, damit das Futter nicht verdirbt. Du kannst das Fehlende dann bei der nächsten Mahlzeit ausgleichen.
    Es gibt aber auch Hunde, die es mögen, wenn immer etwas Trockenfutter zur freien Verfügung steht, ohne dass sie sich überfressen.
  • Qualität des Futters
    Egal welche Fütterungsart du wählst, achte darauf, dass dein Hund ausgewogen ernährt und mit den richtigen Nährstoffen versorgt wird. Auch beim Fertigfutter gibt es grosse Unterschiede.
  • Leckerchen und Kauartikel
    Rechne dies von seiner täglichen Futterportion ab. Bedenke aber auch, dass viele Kauartikel sehr fett und proteinhaltig sind, was nicht jeder Hund verträgt.
    Und gib ihm keine allzu harten Kauartikel wie Geweihe oder Kaffeeholz, da diese die Zähne deines schädigen können. Bessere sind Rebhölzer oder Hölzer vom Olivenbaum.

 

SO BITTE NICHT – FUTTER AN BEDINGUNGEN KNÜPFEN

  • Futter nur gegen Leistung
    Dahinter steht der Wunsch, dass der Hund seinem Besitzer besser gehorcht. Oft gehört dazu auch die Philosophie „Nothing for free“.

    Das funktioniert tatsächlich bei vielen Hunden, macht sie aber zu Abhängigen und auf den Spaziergängen kann er sich nur auf das Futter konzentrieren. Hingegen spricht nichts dagegen, einen Teil des Futters von der Tagesration abzuzweigen und als Belohnung zu nutzen.
  • Futter zum Bindungsaufbau
    Gerade bei ängstlichen Hunden wird dies oft empfohlen. Dabei soll das gesamtes Futter aus der Hand gegeben werden.
    Dies bringt den Hund jedoch in einen Zwiespalt: auf der einen Seite hat er Hunger, auf der anderen Seite möchte er dir (noch) nicht so nahe kommen. Dieser Konflikt führt zu Stress bei gleichzeitig geringem Lerneffekt.
    Im schlimmsten Fall erarbeitest du dir daraus auch noch Trennungsstress. Oder das Futter wird so hochwertig, dass dein Hund das Futter und dich als Futterlieferant gegen andere verteidigt.

Alle genannten Tipps und Empfehlungen gelten für gesunde Hunde. Und verweigert dein Hund plötzlich sein gewohntes Fressen oder bestimmte Futterbestandteile, dann ist auch immer an eine Krankheit oder eine Unverträglichkeit zu denken.


SCHLAF- UND RUHEZEITEN

Hunde haben ein deutlich höheres Schlaf- und Ruhebedürfnis als wir

ruhen

So benötigen erwachsene Hunde 17 – 20 Stunden, um ausgeruht zu sein
Und bei Welpen und Senioren sind es 20 – 22 Stunden.

Diese Zahlen beinhalten sowohl die reinen Schlafenszeiten als auch die Zeiten in denen die Hund ruhen oder dösen (siehe dazu auch: „Auf Morpheus Schwingen„)

Natürlich müssen die oben genannten Zeiten nicht auf die Minute genau eingehalten werden. Werden sie jedoch regelmässig unterschritten, führt dies zu den gleichen Schlafentzugs-Symptomen wie bei uns: Die Hunde werden überdreht und unkonzentriert und es kommt zu vermehrtem Stress- und Aggressionverhalten. Dauert dieser Zustand länger an, folgen chronische Krankheiten im Extremfall bis zum Tod.

Achte deshalb von Anfang an, dass dein Hund zur Ruhe kommen kann.

  • Ruhe lernen
    Gerade Vertreter von aktiven Rassen (Hütehunde, Terrier…) müssen oft erst lernen Ruhe einzuhalten. Im Idealfall beginnt dieser Lernprozess bereits beim Züchter und wird durch den neuen Besitzer fortgeführt.
  • Schlafplatz
    Biete deinem Hund verschiedene Ruheplätze an. Je nach Vorliebe deines Hundes können dies kleine Höhlen, Decken oder weiche Matten sein. Und vielleicht sucht sich dein Hund sogar seine eigenen Plätze wo er gerne liegt.

    Mache ihm diese von Anfang an so gemütlich wie möglich. Sperr ihn aber bitte nicht irgendwo ein, wenn er nicht zur Ruhe kommen kann. Denn eine erzwungene Entspannung ist keine Entspannung und kann letztendlich dazu führen, dass er diesen Platz nicht mehr aufsucht. Und im schlimmsten Fall kann es sogar zu Trennungsstress kommen.

    Sorge auch dafür, dass er dort nicht gestört wird und dass er auch abseits vom Trubel seine Plätze hat.


FREIE ATMUNG

Auch wenn man denkt, das sei doch eigentlich selbstverständlich, ist dies leider den meisten kurzschnäuzigen Hunderassen verwehrt. Viele dieser Hunde brauchen deshalb auch teure Operationen, damit sie wenigsten ein wenig besser Luft bekommen.

Aus diesem Grund gelten diese Hunderassen heute auch als Qualzuchten, sind von Ausstellungen ausgeschlossen und in einigen Ländern bereits ganz verboten.

KÖRPERLICHE AUSLASTUNG

Viele Tierschutzgesetze, so auch das schweizerische, legen fest, dass jeder Hund die Möglichkeit haben muss, sich täglich draussen zu bewegen.

ball

Das heisst nun aber nicht, dass ihr nun tagtäglich Kilometer abspulen müsst. Denn viel wichtiger ist, dass dein Hund auf dem Spaziergang die Möglichkeit hat, die Umwelt mit all ihren spannenden Düften zu erkunden oder neue Kontakte zu knüpfen. Auch gemeinsame Beschäftigungen mit dir findet dein Hund bestimmt toll.

Und gerade für Welpen und junge Hunde ist es wichtig, dass sie die Zeit bekommen, sich mit all den neuen Dinge auseinanderzusetzen. Lange Strecken sind da noch nicht angesagt. Denn das schadet seinen Gelenken und Knochen und macht ihn gleichzeitig so fit, dass er auf immer längere Strecken bestehen wird.

Nicht schön hingegen sind Spaziergänge, bei denen der Hund die meiste Zeit neben seinem Besitzer laufen muss oder er so auf einen Ball fixiert wird, dass er alles Andere ausblendet.

Selbstverständlich darf der Spaziergang auch mal kurz ausfallen, wenn du krank bist oder wenig Zeit hast. Dann biete ihm einfach etwas mehr Kopfarbeit und gemeinsame Beschäftigung auf dem Spaziergang an. So ist dein Hund trotzdem ausgelastet.


GEISTIGE AUSLASTUNG

Hunde wollen nicht nur körperlich beschäftigt werden.

geistig

Denn ebenso wichtig ist die geistige Auslastung, die ihr Köpfchen beschäftigen und ihre Kreativität fördern, damit sie sich wohl fühlen und ausgeglichen sind.

Ein Hund ohne befriedigende Aufgabe oder wenig eigenen Entscheidungen kann im schlimmsten Fall Verhaltensauffälligkeiten oder Krankheiten entwickeln.


RASSESPEZIFISCHE AUSLASTUNG

Viele Hunde lassen sich für ganz unterschiedliche Dinge begeistern.

Es gibt jedoch auch Hunde, die auf ihre Rassebeschreibung pochen und sich Beschäftigungen wünschen, die zu ihrem ursprünglichen Zuchtziel passen. Natürlich ist es nicht immer möglich, sich deswegen eine ganze Schafherde zuzulegen und oder den passionierten Jäger seinem Hobby nachgehen zu lassen. Aber es finden sich bestimmt Ersatzbeschäftigungen, die seinen Bedürfnissen recht nahe kommen.

Am Ende ist es aber immer der Hund, der entscheidet, was zu ihm passt.


SOZIALE KONTAKTE

Hunde sind soziale Wesen, die den Kontakt zu Hunden aber noch mehr zu ihrem Menschen brauchen. Fehlt dieser, so verkümmern sie.

Auch wenn nicht jeder Hund den Kontakt zu fremden Hunden möchte, so ist es doch schön, wenn er ein paar feste Freunde hat, mit denen er innerartlich kommunizieren kann. Sei es im direkten Kontakt oder auch auf Distanz.

Aber was er auf jeden Fall braucht, ist der tägliche Kontakt zu seinen Menschen und dessen Aufmerksamkeit und Fürsorge.

GEFAHREN DER AUSLASTUNG

Während Hunde früher oft unterfordert waren, haben viele heute einen (zu) prall gefüllten Terminkalender. Häufig kommen dadurch auch Entspannung und Ruhezeiten zu kurz.

Und ist man als Besitzer mal krank, fordert der Hund trotzdem sein gewohntes Beschäftigungsprogramm ein. Deshalb schalte auch immer mal wieder Tage ein, an denen weniger läuft.

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2 Gedanken zu “Die Grundbedürfnisse deines Hundes

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