DAS GESUNDE HUNDEGEBISS
Hundewelpen werden zahnlos geboren. Mit zirka 3 Wochen stossen die ersten der insgesamt 28 Milchzähne durch. Diese sind noch sehr spitz – ich sage gerne, damit schmerzt es bevor sie lernen fester zu zubeissen
Zwischen 13 und 21 Wochen beginnt beim Hund der Zahnwechsel zum endgültigen Erwachsenengebiss, welcher mit ca. 7 Monaten abgeschlossen ist. Dieser Wechsel findet immer in der gleichen Reihenfolge statt.
Als erstes lösen sich die mittleren 2 Schneidezähne (3. bis 5. Monat). Darauf folgen die dritten Schneide- und die Eckzähne (4. bis 7. Monat) sowie der erste Backenzahn (4. bis 5. Monat), welcher im Gegensatz zu den anderen Zähnen keinen Milchzahn hatte. Etwas länger Zeit lassen sich die drei vorderen Backenzähne. Sie erscheinen etwa gleichzeitig wie die zwei hinteren (4. bis 6. Monat) und zu guter Letzt folgt die letzten Backenzähne im 6. bis 7. Monat
Ab dann besitzt das Hundegebiss die folgenden 42 Zähne (im Ober- und Unterkiefer)

- 12 Schneidezähne (1)
- 4 Fangzähne (Eckzähne) (2)
- 4 Prämolaren 1 (3)
- 12 Prämolaren 2-3-4 (4)
- 8 Molaren 1- 2 (5)
- 2 zusätzliche Molaren im Unterkiefer 3 (6)
Gerade bei Kleinhunden schaffen es die 2. Zähne nicht immer, die Milchzähne zu verdrängen. Dann muss der Tierarzt nachhelfen, damit es zu keinen Fehlstellungen des neuen Zahnes kommt, die später nicht mehr korrigiert werden kann.
Auf dem Bild rechts seht ihr ein Bild meines Aussies während des Zahnwechsels auf dem deutlich der neue und der alte Eckzahn zu sehen ist. Am nächsten Tag sah es jedoch wie beim unteren Zahn aus. Auch beim Schneidezahn war der Milchzahn noch da als bereits die Spitze des neuen zu sehen war. Aber mit einem etwas härteren Kauartikel fiel dann auch dieser Milchzahn aus und die neuen Zähne konnten gerade herauswachsen.
DER AUFBAU DES HUNDEZAHNS
Die Zähne des Hundes sind wie die unseren aufgebaut und wie bei uns, ist von Aussen nur ein kleiner Teil des Zahnes zu sehen. Der Rest liegt verborgen unter Zahnfleisch und im Knochen.
Und auch bei ihnen befinden sich die Blutgefässe und der Zahnnerv gut geschützt im Innern des Zahns.
Werden jedoch Zahnkrone oder Zahnfleisch verletzt, können Keime eindringen, die zu Schädigungen von tieferliegenden Strukturen führen. Und dies lange bevor wir von Aussen etwas erkennen. Zeigen unsere Hunde dann das erste Mal Schmerzen oder Verhaltensänderungen, ist die Schädigung meist schon sehr weit fortgeschritten (siehe auch den Bericht von Tanja weiter unten).
DAS SCHADET DEN ZÄHNEN DEINES HUNDES
Auch wenn wir manchmal staunen wie locker unsere Hunde mit ihren Zähnen Knochen knacken oder einen Ast teilen, sind diese doch nicht vor Schäden gefeit.
Manchmal sind es Unfälle die dazu führen. Aber noch viel häufiger sind die Hauptverursacher
- harte, tragende Knochen
- oder harte Kauartikel wie Kaffeehölzer, Rinderkopfhaut oder Geweihstücke (besser geeignet ist das Holz von Reben)
Und nicht vergessen werden dürfen Tennisbälle und Steine, welche die Schneidezähne abraspeln oder abschlagen und dabei die Wurzelkanäle frei legen.
Solange nur die Spitzen abgebrochen sind, ohne dass der Wurzelkanal offen oder der Zahn gespalten ist, kann ein Tier-Zahnarzt die Zähne versiegeln, damit sie keine weiteren Schäden nehmen. Um nichts zu übersehen, wird vor der Behandlung immer ein Röntgen durchgeführt.
Karies hingegen kommt bei Hunden selten vor. Aber wenn doch, sind vor allem die Kauflächen der Backenzähne betroffen und können beim Hund zu den selben Symptomen wie beim Menschen führen.
FALLBEISPIELE
Den folgenden Artikel durfte ich zusammen mit den Bildern von einer lieben Kollegin kopieren. Vielen lieben Dank, Tanja Einhorn dafür.
Ihre Erfahrung zeigt, wie wichtig es ist, bei Verhaltensveränderungen auch an die Zähne zu denken. Und sich dabei nicht auf die oberflächliche Untersuchung zu verlassen, denn allzu oft stecken die Übeltäter in der Tiefe.
HAT DEIN HUND GESUNDE ZÄHNE?
Die meisten von uns denken sicherlich, dass man einfach regelmässig ins Hundemaul schauen muss. Dann wird man rechtzeitig den Übeltäter finden, nicht wahr?
Leider ist das gar nicht so einfach. Der oberflächliche Zahn, den man sieht, gibt keine Sicht auf das Innere und die teilweise bis zu 4 cm lange Wurzel und deren Zustand frei. Oftmals sind oberflächliche Verfärbungen nicht schlimm und können beim Zahnstein entfernen reduziert oder sogar ganz entfernt werden. Was jedoch darunter lauert sieht man immer noch nicht.
Es muss jetzt niemand panisch zum Tierarzt rennen und die Zähne überprüfen lassen, das ist nicht die Absicht dieses Beitrages. Vielmehr möchte ich euch dafür sensibilisieren.
DOCH WIE ERKENNT MAN ZAHNSCHMERZEN ÜBERHAUPT?
Die meisten Hunde zeigen Verhaltensveränderungen. Sie kommen entweder schleichend und werden immer heftiger, oder sie sind plötzlich da. Bei solchen Verhaltensveränderungen solltest du immer einen Gang zum Tierarzt in Anspruch nehmen und deinen Hund checken lassen, denn oft sind genau diese Veränderungen Anzeichen für Schmerzen.
Mein 11-jähriger Rüde Zachie fing plötzlich an, viel und zusammenhanglos zu hecheln. Weder hatte er zu viel körperliche Aktivität, noch war es zu warm. Ich fing an, ihn zu beobachten und mir fielen weitere Verhaltensveränderungen auf:
- er trank enorm viel
- er fraß so hastig, dass er sich jedes Mal erbrechen musste
- er war im Konflikt mit Kauartikel, fiepte diese nur noch an
- kaute irgendwann trotzdem sehr hastig und unter Stress (Schmerzen)
- war zunehmend unruhiger und schnell gereizt
Als ich dann einen Blick ins Maul wagte, sah ich den vermeintlichen Übeltäter, ein Backenzahn, schwarz verfärbt und teilweise abgesplittert.
Der Fall war also klar, Zachie hatte Zahnweh und musste schnell zum Tierarzt damit dieser den Zahn ziehen kann. In der Klinik wurde eine ausgiebige Untersuchung gemacht, das Blut kontrolliert und sich ein Überblick verschafft, wie seine allgemeine Verfassung ist.
DER HUND WAR GESUND – NUR DIE ZÄHNE NICHT
Mit einem Dentalröntgengerät wurde genau geschaut, welcher Zahn wirklich betroffen ist. Zur Zeit gibt es keine andere Möglichkeit bis in die Tiefe des Zahnes zu schauen.
Wie sich herausstellen sollte, war der verfärbte Zahn, den ich erkennen konnte, überhaupt nicht der Auslöser für die Schmerzen. Anders als vermutet, waren es die darüber liegenden Zähne im Oberkiefer, die ihn ärgerten.
Als Zachie jünger war und es bei uns noch Markknochen gab, hat er seine immer mit den Schneidezähnen abgeschabt – sehr zum Leidwesen der Zähne




Des weiteren hatte Zachie seit einigen Jahren einen abgebrochenen Fangzahn vorne rechts, den liessen wir natürlich ebenfalls entfernen. Genau dieser Zahn veranlasste mich dazu, diesen Beitrag zu schreiben.
Ich war selbst überrascht, wie lang so eine Wurzel sein kann. Natürlich sind die Wurzeln der Backen-, und Schneidezähne auch sehr lang, die ebenfalls raus mussten.

Auch meiner Hündin wurden bereits die Backenzähne gezogen. Wir wussten lange nicht, was ihr Problem war, sie hatte über Monate eine laufende Nase und nichts half.
Als ihre Nase dann komplett geschwollen und eitrig war und wir immer noch keine Ursache finden konnten, haben wir jeden einzelnen Zahn mit einem speziellen Röntgengerät checken lassen. Wäre auch das ohne Befund gewesen, hätten wir eine Rhinoskopie (Untersuchung der Naseninnenseite) veranlasst.
Beim Dentalröntgen stellte sich schnell heraus, dass Acid vier eitrige Zähne hatte. Kaum waren die Übeltäter gefunden und die Ursache behoben, wurde die Nase wieder normal und auch ihr Trinkverhalten normalisierte sich in wenigen Tagen.
WEITERE FÄLLE
Kolleg*innen berichteten mir, dass auch sie bereits Erfahrungen mit Zahnschmerzen und Verhaltensveränderungen am Hund beobachten konnten.
- So erzählte mir eine Kollegin von ihrer Hündin, welche plötzlich anfing, den im gleichen Haushalt lebenden Rüden weg zu knurren und nach weiteren Tagen „plötzlich“ zugebissen hat. Die Schmerzen müssen so heftig gewesen sein, dass die Anwesenheit des anderen Hundes ausreichte, um die Hündin zu dieser Handlung zu veranlassen. Gefressen und getrunken hat die Hündin ganz normal. Auch hier wurde die Halterin erst darauf aufmerksam, als bereits Eiter und ein widerlicher Geruch aus dem Maul der Hündin kam.
. - Eine weitere Kollegin erzählte mir von ihrem Hund, der einen unentdeckten, kaputten Zahn hatte.
Aufgrund der Zahnschmerzen hatte er eine generalisierte Geräuscheangst entwickelt, die erst nach 7 Jahren mit seiner Taubheit beendet wurde. Außerdem hat er dadurch eine Artgenossen Aggression entwickelt und reagierte unter anderem auch auf Jogger. Auch heute noch reagiert besagter Hund extrem auf kleinste Schmerzen, weil sein Schmerzgedächtnis leider so gut funktioniert. Selbst kleinere Schmerzreize lösen direkt eine Kettenreaktion aus, die sich aus Angst-, Übersprunghandlungen und Magenproblemen durch den daraus resultierenden Stress manifestieren.
Wie ihr seht, fördern Zahnschmerzen (generell Schmerzen) die unterschiedlichsten und immer sehr individuellen Verhaltensveränderungen.
Sollte euer Hund sich also plötzlich anders verhalten, als es euch sonst von ihm bekannt ist, denkt bitte immer auch an Schmerzen und lasst den Hund durchchecken. Es müssen nicht immer die Zähne sein.
©Hundeschule Unique Dogs
Tanja Einhorn
https://www.facebook.com/HundeschuleUniqueDogs
WEITERE INTERESSANTE INFORMATIONEN ZU DIESEM THEMA